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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 314

1899 - Gera : Hofmann
314 losigkeit der Offiziere und die Mutlosigkeit der Gemeinen den höchsten Grad. Nur noch in der Geschwindigkeit der Beine suchte man Rettung vor dem Feinde. Im Siegesfluge durcheilte dieser das Land und ver- nichtete die zersprengten Haufen. Schon vierzehn Tage nach der Schlacht war Napoleon in Berlin. Hohenlohe ergab sich bei Prenzlau mit 12000 Mann ohne Schuß und Schwertschlag. Blücher schloß bei Lübeck nach dem tapfersten Widerstande eine ehrenvolle Kapitulation. Wie Kartenhäuser vor dem Lufthauche fielen die Festungen vor dem bloßen Anblick der Franzosen, so Magdeburg mit 25000 Mann und 20 Generalen, die zusammen über 1300 Jahre zählten. Stettin hatte sich an 800 Husaren ergeben. Mit wahrhaftem Heldenmute aber wurde Kolb erg durch Gneisen au, Schill und besonders den wackeren Bürger Nettelbeck verteidigt und gerettet, ebenso Graudenz durch den alten Courbiere. Auf die höhnische Botschaft der Franzosen: „Es giebt keinen König von Preußen mehr!" antwortete letzterer: „Nun, so werde ich König von Graudenz sein!" 5. Preußens Demütigung in Tilsit 18v7. Die unglückliche Königsfamilie war nach Königsberg und später noch weiter bis nach Memel geflohen. Auf der Flucht erkrankte die Königin und lag lange am Nervenfieber in einem Bauernhause. Damals sprach die hohe Frau zu ihren beiden ältesten Söhnen jene denkwürdigen Worte: „Weinet meinem Andenken Thränen, aber begnügt euch nicht mit den Thränen allein; handelt, entwickelt eure Kräfte; vielleicht läßt Preußens Schutz- geist sich auf euch nieder!" Russen und Preußen suchten bei Preußisch - Eylau im Frost und Schneesturm des Februar die Franzosen aufzu- halten, aber die zweitägige Schlacht blieb unentschieden. Im Sommer folgte die Entscheidung bei Friedland. Die Franzosen siegten und drangen bis an den Niemen vor. Der russische Kaiser Alexander I. gab jetzt treulos das Bündnis mit Preußen auf und wurde Napoleons Bundesgenosse. Dieser aber diktierte Preußen den 1807 schimpflichen Frieden zu Tilsit (9. Juli 1807), in welchem Friedrich Wilhelm sein halbes Reich verlor. Aus den links- elbischen Gebieten bildete Napoleon das Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem jüngsten Bruder Jerüme. Sachsen wurde zum Königreich erhoben und mit dem Herzogtum Warschau bedacht, Danzig zum Freistaate gemacht. Rußland erhielt auch preußische Landesteile. Außerdem mußte Preußen der Konti- nentalsperre beitreten, durch welche alle Häfen des Festlandes den Engländern versperrt werden sollten, um deren Handel zu vernichten. Bei den Friedensverhandlungen äußerte Napoleon hochmütig, wie Preußen es habe wagen können, ihn anzugreifen. Mit edlem Stolze sagte die Königin Luise: „Sire, dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben!" Die edle Würde des Königspaares im Unglück erbitterte den hochmütigen Mann, statt ihm Achtung einzuflößen. An ihren Vater schrieb die Königin Luise: „Glauben Sie ja nicht, daß Kleinmut mein Haupt beugt. Zwei Hauptgründe habe ich, die mich über alles erheben.
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