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1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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losigkeit der Offiziere und die Mutlosigkeit der Gemeinen den höchsten
Grad. Nur noch in der Geschwindigkeit der Beine suchte man Rettung
vor dem Feinde. Im Siegesfluge durcheilte dieser das Land und ver-
nichtete die zersprengten Haufen. Schon vierzehn Tage nach der Schlacht
war Napoleon in Berlin. Hohenlohe ergab sich bei Prenzlau mit
12000 Mann ohne Schuß und Schwertschlag. Blücher schloß bei
Lübeck nach dem tapfersten Widerstande eine ehrenvolle Kapitulation.
Wie Kartenhäuser vor dem Lufthauche fielen die Festungen vor dem
bloßen Anblick der Franzosen, so Magdeburg mit 25000 Mann und
20 Generalen, die zusammen über 1300 Jahre zählten. Stettin hatte
sich an 800 Husaren ergeben. Mit wahrhaftem Heldenmute aber wurde
Kolb erg durch Gneisen au, Schill und besonders den wackeren Bürger
Nettelbeck verteidigt und gerettet, ebenso Graudenz durch den alten
Courbiere. Auf die höhnische Botschaft der Franzosen: „Es giebt
keinen König von Preußen mehr!" antwortete letzterer: „Nun, so werde
ich König von Graudenz sein!"
5. Preußens Demütigung in Tilsit 18v7. Die unglückliche
Königsfamilie war nach Königsberg und später noch weiter bis nach
Memel geflohen. Auf der Flucht erkrankte die Königin und lag lange
am Nervenfieber in einem Bauernhause. Damals sprach die hohe Frau
zu ihren beiden ältesten Söhnen jene denkwürdigen Worte: „Weinet
meinem Andenken Thränen, aber begnügt euch nicht mit den Thränen
allein; handelt, entwickelt eure Kräfte; vielleicht läßt Preußens Schutz-
geist sich auf euch nieder!" Russen und Preußen suchten bei Preußisch -
Eylau im Frost und Schneesturm des Februar die Franzosen aufzu-
halten, aber die zweitägige Schlacht blieb unentschieden. Im Sommer
folgte die Entscheidung bei Friedland. Die Franzosen siegten und
drangen bis an den Niemen vor. Der russische Kaiser Alexander I.
gab jetzt treulos das Bündnis mit Preußen auf und wurde
Napoleons Bundesgenosse. Dieser aber diktierte Preußen den
1807 schimpflichen Frieden zu Tilsit (9. Juli 1807), in welchem
Friedrich Wilhelm sein halbes Reich verlor. Aus den links-
elbischen Gebieten bildete Napoleon das Königreich Westfalen mit
der Hauptstadt Kassel und gab es seinem jüngsten Bruder Jerüme.
Sachsen wurde zum Königreich erhoben und mit dem Herzogtum
Warschau bedacht, Danzig zum Freistaate gemacht. Rußland erhielt
auch preußische Landesteile. Außerdem mußte Preußen der Konti-
nentalsperre beitreten, durch welche alle Häfen des Festlandes den
Engländern versperrt werden sollten, um deren Handel zu vernichten.
Bei den Friedensverhandlungen äußerte Napoleon hochmütig, wie Preußen
es habe wagen können, ihn anzugreifen. Mit edlem Stolze sagte die
Königin Luise: „Sire, dem Ruhme Friedrichs des Großen war es
erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns
getäuscht haben!" Die edle Würde des Königspaares im Unglück erbitterte
den hochmütigen Mann, statt ihm Achtung einzuflößen. An ihren Vater
schrieb die Königin Luise: „Glauben Sie ja nicht, daß Kleinmut mein
Haupt beugt. Zwei Hauptgründe habe ich, die mich über alles erheben.