1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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durch eine Schwenkung die Gegner aus ihrer Festung zu werfen. Als
dann die sehnlich erwarteten Pommern anlangten und mit klingendem
Spiele die Höhen von Gravelotte nahmen, da konnte Moltke dem Könige
melden: „Majestät, der Sieg ist unser, der Feind ist aus allen Stellungen
geworfen!" Die Nacht war hereingebrochen; nur noch einzelne Kanonen-
blitze erhellten das Dunkel; Wachtfeuer leuchteten im weiten Umkreis
auf; hier Klagelaute der Verwundeten und Todesröcheln der Sterbenden,
dort froher Siegesjubel und geschäftige Thätigkeit für Tote und Ver-
wundete. Der König, aiff einer Leiter sitzend, die auf ein gefallenes
Pferd gestützt war, diktierte beim Scheine des flackernden Wachtfeuers
die Siegesdepefche, welche tags darauf mit Viktoriaschießen und Glocken-
geläute den Jubel durch das Land trug. Nur ein Schluck Wein und
ein Stück trockenes Brot labte und ein Bauernhaus beherbergte ihn. Um
Metz legte nun Friedrich Karl mit Gräben und Verhauen, Bajonetten
und Kanonen einen eisernen Belagerungsgürtel, aus dem sich die un-
freiwillige Einquartierung vergebens loszuwinden suchte.
ä) Der Tag von Sedan (2. Sept.). Die dritte Armee unter
Kronprinz Friedrich Wilhelm und eine vierte Armee*) unter dem
Kronprinzen Albert von Sachsen kamen Mac Mahon auf die Fährte,
wie er von Norden her Bazaine die Hand reichen und ihn aus Metz
befreien wollte. Durch mehrere Gefechte, besondes bei Beaumont am
30. August, wurde Mac Mahon in die Festung Sedan an der bel-
gischen Grenze gedrängt und vollständig umstellt. Rundum raste der
Kampf am 1. September, und immer enger zog sich der erstickende Gürtel
um die Franzosenmassen, die sich in wilder Unordnung durcheinander
drängten, und zwischen welche die preußische Artillerie Entsetzen und
Verderben schleuderte. Umliegende Dörfer gingen in Flammen auf, und
auch in Sedan brachen Feuersbrünste aus. Der verzweifelnde Mac
Mahon suchte den Tod, erhielt aber bloß eine Verwundung. Der Ober-
befehl wurde in die Hand des kurz zuvor aus Afrika angelangten
Generals v. Wimpffen gelegt. Dieser schloß endlich am 2. September,
nachdem 30000 Mann gefallen und ebensoviele gefangen waren, eine
Kapitulation, nach der die Armee von 85 000 Mann kriegsge-
fangen nach Deutschland wandern und das reiche Kriegs-
material ausgeliefert werden mußte. Auch Napoleon war
unter den Gefangenen, der Mann, vor dem sich noch jüngst Europa ge-
beugt und den vor einigen Jahren König Wilhelm auf der Höhe des
Glücks gesehen hatte. Er ergab sich dem Könige, indem er schrieb: „Da
mir nicht vergönnt gewesen, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, so
übergebe ich Eurer Majestät meinen Degen." Der König wies ihm
Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalte an und schrieb tief ergriffen an
die Königin: „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!" Der Jubel
der Armee und des ganzen Landes war unbeschreiblich. — An demselben
Tage hatte Bazaine aus Metz nach dem Norden durchbrechen wollen,
*) Diese Iv. Armee war gebildet aus 3 Armeekorps der It. Armee, der
Garde und den Sachsen. Die I. Armee und der größte Teil der Ii. Armee
blieb vor Metz unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl.