1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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den Reichsstempelabgaben, den Überschüssen der Post- und Tele-
graphenverwaltung und den Geldbeiträgen der einzelnen Bundes-
staaten. Der Kaiser kann unter Zustimmung des Bundesrates Krieg erklären,
Frieden schließen, Bündnisse eingehen, Gesandte und Reichsbeamte ernennen.
Er ist der oberste Kriegsherr und führt im Kriege den Oberbefehl über das
gesamte Reichsheer zu Wasser und zu Lande. Dienstpflichtig im deutschen
Heere ist jeder gesunde, tauglich befundene Deutsche nach zurückgelegtem
20. Lebensjahre in Linie, Reserve, Landwehr und Landsturm.
Das Heer zählt im Frieden über eine halbe, auf Kriegsfuß über 21/2 Mill.
Soldaten, mit Landsturm und Ersatzreserve fast 41/2 Mill. Mann.
7. Der unermüdliche Landesvater und seine Friedensarbeit.
Durch fleißige Arbeit des Reichstages und des Bundesrats ist nach den
Kriegsjahren das Einigungswerk in der inneren Verwaltung fortgeschritten.
So ist in Münzen, Maßen und Gewichten, in dem Gerichtswesen,
in der Handelsgesetzgebung und vielen anderen Dingen endlich die er-
sehnte Einheit erreicht. Ja, durch den preußischen General-Postmeister
Di-, v. Stephan wurde ein Weltpostverein gegründet, der fast alle
Völker der Erde umspannt und die größten Erleichterungen für den
Verkehr gewährt. Eine einheitliche Rechtschreibung verbreitet sich
immer mehr im deutschen Volke, seitdem sie durch ministerielle Ver-
fügungen in den preußischen und anderen deutschen Schulen eingeführt ist.
Für die Hebung des Landbaues wird durch die Flurseparationen
landwirtschaftliche Schulen, Vereine, Ausstellungen, Maschinen u. a. ge-
sorgt. Handel und Gewerbfleiß werden durch Maschinen und Fabriken
aller Art und ein immer dichter werdendes Netz von Posten, Telegraphen,
Eisenbahnen und Kanälen gefördert. Höchst erfreulich ist die wachsende
Ausdehnung der Versicherungs-Gesellschaften, bei welchen man
gegen Schaden durch Feuersgesahr, Hagelschlag und Viehsterben versichern,
ja durch die Versicherung des eigenen Lebens seinen hinterbleibenden An-
gehörigen ein Kapital verschaffen kann. Alle Zweige des Erwerbes und
der nationalen Arbeit wurden unter der 17 jährigen Friedensregierung
Kaiser Wilhelms I. zur Blüte gebracht, das Kunstgewerbe gehoben,
die Eisenbahnen vom Staate übernommen, neue Kanäle angelegt,
überseeische Handelsniederlassungen gegründet, in Posen und West-
preußen Landgüter angekauft und mit Deutschen besiedelt, Berlin
verschönert, herrliche Denkmäler, wie das Niederwalds-Denkmal
bei Bingen am Rhein, errichtet u. s. w. Die Selbstverwaltung, die zu
Anfang des 19. Jahrhunderts in den Städten eingeführt wurde, ist
auch auf das platte Land (durch die Kreis- und Provinzialordnung)
ausgedehnt worden.
Ein sehr rühriges Leben entstand auf dem Gebiete der Schule
unter dem Kultusminister Dr. Falk, der am 15. Oktober 1872 die
„Allgemeinen Bestimmungen" erließ. Viele neue Schulhäuser wurden
gebaut, neue Lehrer angestellt und gute Lehrmittel beschafft, auch die
Zahl der Lehrerseminare bedeutend vermehrt. Künste und Wissen-
schaften erfreuen sich fortdauernd in Deutschland der sorgfältigsten
Pflege. Am 15. Oktober 1880 fand unter Beteiligung des Kaisers die