1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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ihren 8 Kindern ß geboren und getauft. Beide hohe Eltern über-
wachten und leiteten die Erziehung ihrer Kinder selbst bis ins kleinste.
Zwei ihrer Söhne entriß ihnen der Tod im Kindesalter. Die noch
lebenden Kinder sind: Unser Kaiser Wilhelm Ii., Prinz Heinrich,
Erbprinzessin Charlotte von Meiningen, Prinzessin Viktoria von
Schaumburg-Lippe, Kronprinzessin Sophie von Griechenland und
Prinzessin Margarete von Hessen. Zu den besonderen Jugendfreuden der
kronprinzlichen Kinder gehörte das fröhliche Kinderfest in dem nahen
Dorfe Börnste dt, wo der Kronprinz Gutsherr war. Hier bekümmerte
er sich eingehend um die Landwirtschaft, die Kronprinzessin aber um
Hühnerhof und Milchwirtschaft, um Küche und Keller.
Auf Anregung der Kronprinzessin wurden im Tiergarten Spiel-
plätze angelegt und den Kindern Milch zur Erquickung gereicht. Die
Ferienkolonien für die armen Stadtkinder ohne Luft und Licht, die
Kinderheilstätten an der See für kranke Kinder, das Kinderheim
als Bewahranstalt für kleine Arbeiterkinder sind ihr Werk. Ebenso gab
sie die Anregung zur „Victoria-National-Jnvaliden-Stiftung"
für erwerbslos heimkehrende Krieger und mittellose Hinterbliebene der-
selben. Auch an der Pflege der Verwundeten in den drei Kriegen
beteiligte sie sich eifrig. Eine Überschwemmung in Posen rief sie
1888 als Helferin an die Stätten des Elends. Besonders bemühte sie
sich eifrig, die Ausbildung des weiblichen Geschlechts zu fördern.
Weibliche Fortbildungs-, Haushaltungs- und Kochschulen zur
Ausrüstung der Mädchen für ihren künftigen Beruf erfreuten sich ihres
besonderen Schutzes. Mit Hilfe des Lette-Vereins verschaffte sie vielen
Mädchen eine gute Ausbildung und Tausenden von weiblichen Händen
Arbeit und Verdienst. Das Heimathaus für Töchter höherer
Stände und das Victoria-Lyceum entstanden auf ihre Anregung.
Als Malerin und Bildhauerin schmückte sie nicht nur ihr eigenes Heini
traulich aus, sondern förderte mit allem Nachdruck das Kunstgewerbe.
An ihrem Geburtstage 1881 wurde das Gewerbe-Museum mit seinen
prachtvollen Sammlungen eingeweiht. Ihrem Gatten war sie immer
eine verständnisvolle Helferin, in seinem schweren Leiden eine treue, un-
ermüdliche, liebevolle Begleiterin und Pflegerin. Ein dankbarer Blick
aus seinen Augen, ein warmer Druck seiner Hand war der schönste
Lohn für ihre Aufopferung. Auf einen Zettel schrieb er wohl: „Wie
werde ich dir das alles vergelten können!" Als der Tod endlich den
edlen Dulder erlöste, da sprach ihr tiefer Schmerz aus der Depesche an
die Kaiserin-Witwe Augusta in Baden-Baden: „Um deinen einzigen
Sohn weint diejenige, die so stolz und glücklich war, seine Frau zu
sein, mit dir, arme Mutter. Keine Mutter besaß solchen Sohn. Sei
stark und stolz in deinem Kummer! Victoria."
3. Kaiser Wilhelm Ii. als gewissenhafter Prinz. Auf Friedrich Iii.
folgte sein ältester Sohn Wilhelm Ii. in der Regierung. Er ist
am 27. Januar 1859 geboren. Kurz nach seiner Geburt rief der 1859
alte Wrangel der dichtgedrängten Menschenmenge zu: „Es geht alles
gut; es ist ein tüchtiger, derber Rekrut, wie man es nur verlangen
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