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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 107

1909 - Regensburg : Manz
Pflichten. Opfer und Gebet. Sittlichkeit. 107 Die Pflichten, welche nach dem Glauben Altgriechenlands die Gottheit von den Sterb-lichen fordert, waren vor allem Pflichten gegen die Götter. Die Menschen schulden den Gttern ehrfurchtsvolle Hingabe durch dankbare Gesinnung. Opfer, Gebete, Chortnze und Prozessionen. Die Teilnahme am ffentlichen Kult gilt als unverbrchliche Pflicht. Ent-gegengesetzte Vergehungen, Tempelraub, Verhhnung der Tempel, Kultgegenstnde und Kult-Handlungen wurden als der grte Frevel angesehen und mit den hrtesten Strafen bedroht. In Athen wurde ein Brger hingerichtet, weil er einen heiligen Vogel des Asklepios gettet hatte. Analog den Pflichten der Menschen gegen die Götter wurden die Pflichten der Kinder gegen die Eltern behandelt. In der Rede gegen Leokrates behauptet Lykurgos, da die Frsorge der Götter unter allen Dingen am meisten die Piett gegen die Eltern, gegen die Verstorbenen und gegen sie selbst im Auge habe, weil es das grte Vergehen sei, sich denen nicht zu widmen oder sich gegen die zu verfehlen, von denen man den Ursprung des Lebens und so viele andere Wohltaten empfangen habe. Das Verhltnis der Ehegatten zueinander wurde als ein heiliges, inniges ange-sehen. Die Gttin Hera bewahrt die Schlssel der Hochzeit. Die Frau soll dem Manne Untertan sein, der Mann die Frau achten. Scharf wird die Untreue unter den Ehegatten verurteilt, besonders die der Frau. Freilich war die Ehescheidung ziemlich leicht zu erreichen. Den Mitmenschen gegenber anerkannte der Grieche vor allem die Pflicht der Gerechtigkeit. Achte auf das Recht und begnstige nicht bermtige Gewalt," mahnt Hesiod. Dann empfiehlt er, nicht fremdes Eigentum zu rauben, sei es mit der Hand oder mit der Zunge, durch Betrug oder Lge. Demjenigen zrnt Zeus, der den Flehenden oder den Gast schlecht behandelt. Auch Wohlwollen soll dem Menschen entgegengebracht werden. Man soll den uubestatteten Leichnam mit Erde bedecken, dem Bittenden Feuer und Wasser gewhren, dem Verirrten den rechten Weg zeigen und niemand etwas raten, was man selbst fr nachteilig hlt. Die Opfer sind der wichtigste Teil des Kultus. Selbst Menschenopfer werden gebracht, doch nur vereinzelt und fast einzig in gefahrvollen Lagen. In den ltesten Zeiten versahen die Könige und Familienhupter selbst den Gottesdienst und auch spter noch werden manche Staatsopfer von gewissen Beamten und Privatopfer vom Hausvater dargebracht; doch er-whnt schon Homer eigene Priester. Sie sind beim Opfer an heilige Orte, Gebruche und Formeln gebunden; als Vertraute und Lieblinge der Götter genieen sie bei den Menschen im Frieden Achtung, im Kriege Schonung. Sie tragen einen ungegrteten Chiton und langes Haupthaar. Den Schmuck beim Gottesdienste bilden Krnze. Einen eigenen Priester-stand aber, der die Religion htete und lehrte, hat es in Griechenland nie gegeben. Des Gebetes schmt sich auch der Vornehmste nicht. Freilich treibt meistens nur die Not zum Gebete; daher ist Lob und Dank sehr selten. Die Bitte um uere Gter herrscht vor und man hofft ihre Erhrung, weil man durch die dargebrachten und versprochenen Opfergaben einen rechtlichen Anspruch zu haben glaubt. Indes hngt alles von der Will-kr der Gter ab, die keine wahre Liebe gestattet, sondern nur Ergebung hervorruft, welche sich, mit trotzigem Widerstreben gegen die grte Gewalt verbunden, sogar in offenen Schelt-Worten gegen den obersten der Götter Luft macht. Gebetet wurde vor jeder wichtigen Unter-nehmung. In der Regel betete man laut, stehend und unbedeckten Hauptes. Die Sittlichkeit zu bewahren, trieben den Griechen das Gewissen, die Menschenscheu und Furcht vor den Gttern an. Doch geschah dies so, da ohne diese auch das Gewissen keine Kraft und Bedeutung mehr hatte, sondern der natrliche Mensch mit allen Fehlern und Lastern hervortrat und nur mit einer einzigen Tugend, der ungeschminkten Offenheit.
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