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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 125

1909 - Regensburg : Manz
125 alles andere den Brger mit dem Staate unauflslich verknpfte, welcher Brgschaft gab, da der Besitzer mit Gut und Blut einstehen wrde fr den gemeinsamen Herd des Vater-landes. Wer nur auf Geldumsatz seinen Wohlstand grndete, gehrte, wenn er noch so reich war, in die Klasse der Theten. Was aber die Abstufung unter den Grundbesitzern betrifft, so ging Solon von der berzeugung aus, da nur ein grerer Landbesitz geeignet sei, jene Mue und Sorgenfrei-heit zu gewhren, welche dazu gehrt, sich mit den ffentlichen Angelegenheiten zu beschftigen. Auch die freiere Ausbildung des Geistes, welche erforderlich ist, um mit berlegener Einsicht und Kraft an der Staatsregierung teilnehmen zu knnen, gedeiht in der Regel nur unter der Gunst eines gewissen Familienwohlstandes. Endlich aber mute Solon darauf bedacht seiu, alle schroffen und pltzlichen Vernderungen in der Staatsgesellschaft zu vermeiden. Da nun bis dahin die Enpatriden allein bung und Erfahrung in ffentlichen Geschften hatten, war es zweckmig und wohlttig, da dieselben ihnen vorzugsweise berlassen blieben. Nur unter dieser Bedingung konnte Solon des guten Willens des ersten Standes gewi sein, wie er selbst mit edlem Freimute zu sagen pflegte, nicht die unbedingt besten Gesetze glaube er den Athenern gegeben zu haben, aber wohl die besten unter denen, welche sie angenommen haben wrden. Es war aber kein starres Privilegium mehr, welches dem Adel seine Stellung sicherte, sondern jeder, der Kraft und Willen hatte, konnte sich emporarbeiten. Auerdem gab der Zutritt zu den Natsstellen und mancherlei Regierungsmtern auch den kleineren Grundbesitzern Gelegenheit, sich mit den Geschften bekannt zu machen. Dadurch wurde politische Erfahrung in immer weiteren Kreisen verbreitet, und wenn auch noch immer der bei weitem zahlreichste Teil der Bevlkerung an der Ausbung der Regierungsgewalt keinen Anteil hatte, so war doch die Erneuerung eines geschlossenen und starren Adelsregiments fr alle Zeiten unmglich. Denn ausgeschlossen von dem gemeinen Staatsleben war unter den freien Athenern keiner. Alle Klassen waren berufen, mit gleichem Stimmrechte an den Ver-sammlnngen der Brgerschaft teilzunehmen. In ihnen wurden die Beamten des Staates gewhlt, so da nur solche Männer die Regierung fhrten, welchen das Vertrauen des Volkes die Macht bergeben hatte. Auch das Recht, der Krieg und Frieden zu entscheiden, drfte schwerlich der Volksgemeinde vorenthalten gewesen sein. Solon erkannte besser als alle andern, welche Keime knftiger Entwicklung in seiner Verfasfuug lagen; auch konnte es bei der allgemeinen Strmung der Zeit und dem beweg-lichen Charakter seines jonischen Volkes nicht zweifelhaft sein, nach welcher Seite hin sie sich vorzugsweise wenden wrde. Darum hielt er es fr unerllich, dem Staatsschiffe, ehe es ans die hohe See ging, noch einen Anker mitzugeben, mit welchem es gegen Wellen und Strmung auf festem Grunde sich halten knnte. Neben dem Rate der Vierhundert, dem jhrlich wechselnden Brgerausschusse, welcher fetner Stimmung und Gesinnuug nach das Organ der Volksversammlung sein mute, bedurfte es nach seiner berzeugung noch eines konservativen Gegengewichts, einer aus lebenslnglichen Mitgliedern bestehenden Behrde, welche, von den Schwankungen der Tagesstimmung unabhngig, berufen wre, vorschnellen Neuerungen mit hoher Amtswrde entgegenzutreten, Sitte und Herkommen zu hten und eine allgemeine Oberaufsicht des Gemeinwesens zu führen. Zu dieser Stellung bestimmte er den mit den heiligsten Erinnerungen der Vorzeit umgebenen Areopag, in den nur Männer aufgenommen wurden, welche als Archonten dem Vaterlande gedient und der ihr Amtsjahr Rechenschaft abgelegt hatten. Denn dem Areopag stand eine weitgehende Sittenpolizei und ein gewisses Aufsichtsrecht in Kultusangelegenheiten zu, womit strafrechtliche Befugnisse ver-bnnden waren. Er war der Wchter der Gesetze und darum erstreckte sich seine Gerichts-
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