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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 187

1909 - Regensburg : Manz
Jugenderziehung. 187 begleitet, eine Einrichtung, welche von allen attischen Rednern, Lysias, Antiphon, Jsos, Jsokrates, Demosthenes, Lykurg gepriesen wurde. Was fr den Freien der Eid, war fr den Sklaven die Tortur, nur da man allgemein letztere fr viel sicherer und vorzglicher hielt. Die herrschende Vorstellung war, jede Sklavenseele fei grundverdorben, und wer verstndig fei, drfe einem Sklaven nie im geringsten trauen. Philosophen, wie Platon, rieten, nicht viele Sklaven von gleicher Heimat und Sprache zu halten, sie streng zu behandeln und fleiig zu zchtigen; denn mit bloen Vorstellungen wrde man sie nur verzrteln, und was man mit ihnen rede, msse sst immer Befehl fein. Es gehrte nach Platon zum Kennzeichen eines wohl erzogenen Menschen, da er feine Sklaven verachtete. Aber die Lage des Skla-ben war auch ganz dazu angetan, ihn zu einem verchtlichen Wesen zu machen. Fr ihn gab es in der Regel nur zwei Triebfedern feines Tuns, Furcht und Sinnlichkeit, die letztere in jeder Form des Lasters; Gefrigkeit, Trunksucht, Geilheit zu befriedigen, den Herrn zu betrgen und seiner Rache sich zu entziehen, das waren die Aufgaben feines Lebens. Zu den Lebensverhltnissen, in denen die nachteiligen Wirkungen der Sklaverei sich besonders sichtbar machten, gehrte die Jugenderziehung. Die Erziehung des Kindes war in den ersten Lebensjahren das Geschft der Mutter und der Sklavinnen des Haufes; im Knabenalter bis zum siebzehnten Jahre gab der Vater seinem Sohne einen Pdagogen; dies war ein Sklave, der den Knaben berallhin begleitete und ihn in die Schule und zur Pa-lstra fhrte. Hufig whlte man dazu einen Sklaven, der schon abgentzt, bei krperlicher Gebrechlichkeit und vorgercktem Alter zu andern Dienstleistungen nicht mehr zu gebrauchen war. Hatte doch selbst Perikles seinem Mndel Alkibiades den unbrauchbarsten seiner Sklaven, den greisen Zopyros, zum Pdagogen gegeben. Schulunterricht war allgemein, selbst in Drfern. Der Staat kmmerte sich aber nicht weiter um Lehrer und Schulen. Alles dies wurde als Privatfache behandelt. ffentliche Lehranstalten in anderer Form gab es nicht; jeder, der wollte, konnte eine Schule errichten, auch Sklaven scheinen von ihren Herren dazu gebraucht worden zu sein. Das Geschft war, wie jedes bezahlte, miachtet. Der Unterricht war mit Ausnahme von Sparta berall der gleiche; Grammatik, Lesen, Schreiben, Rechnen, Musik und Gymnastik galten als die zur all-gemeinen Bildung gehrigen Gegenstnde. Die Gymnastik begann mit dem siebenten Jahre oder, wie Platon und Aristoteles begehrten, fchon frher. Den ersten Unterricht in den bungen des Laufens, Springens und Ringens erteilte der Paibotribe in der Palstra. Musik wurde vom dreizehnten Jahre an gewhnlich, wie Aristoteles bemerkt, um des Ver-gngens willen, als eine wrdige Beschftigung in Muestunden, aber auch behufs der religisen Chre gebt, in Athen die Lyra und der Gesang, in Theben die Flte. Das Lesen der Nationaldichter, des Homer und Hesiod, bildete einen Hauptteil des Schulunterrichtes. Homer besonders war das eigentliche und einzige Schulbuch, das allgemeine Bildungsmittel des griechischen Geistes und nationalen Bewutseins, das Religionsbuch fr Knaben, Jng-linge und Männer, das nebst dem Anblick der Gtterbilder und der Zeremonien den Aus-fall eines Religionsunterrichtes erfetzte. Fr die Attiker bildete die dramatische Poesie mit ihren in mancher Beziehung veredelten Gttergestalten einigermaen ein Gegengewicht. In Sparta, wo es vor allem galt, den Knaben zu einem rstigen, abgehrteten und unbedingt gehorchenden Gliede eines militrischen und erobernden Gemeinwesens zu bilden, wurde die geistige Entwicklung hintangesetzt. Nach Jsokrates lernte man bei den Spartanern nicht einmal die Elemente und Aristoteles wirft ihnen vor, sie erzgen die Kinder zu tierischer Wildheit. Sie kmmerten sich, heit es, nur um die Gymnasien und Waffen; meinten sie
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