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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 215

1909 - Regensburg : Manz
Die Toten in der Bolkssitte und Kunst der Griechen. 215 freilich von vielen verlacht wrden, deren Wahrheit aber den einen zum Schrecken, den andern zum Trste immer unwidersprechlicher einleuchte, je nher das Ende heranrcke. Darum wird dies ja auch als Prinzip der echt hellenischen Weisheit den Barbaren gegen-ber geltend gemacht, da der Glck und Unglck eines Menschenlebens sich erst am Ende desselben urteilen lasse. Das ganze Leben ist nur eine Vorbereitung und am glcklichsten ist derjenige, welcher mit einer Tat der Selbstaufopferung im Dienste der Gottheit aus dem Leben scheidet. , ; Aber wir brauchen nicht an einzelne Momente zu erinnern, um die Bedeutung des Unsterblichkeitsglaubens fr die Griechen klar zu machen; wir wissen ja alle, da keinerlei berlieferungen und Gesetze bei ihnen so heilig waren, wie diejenigen, welche die Ehre der Toten betrafen, da keine Snde schwerer war als die an einem Verstorbenen begangene, sei es aus Fahrlssigkeit oder bser Absicht, durch die Tat oder ein lsterndes Wort. Nach dem blutigsten Kampfe sehen wir die feindlichen Parteien zusammentreten, um sich in stillschwei-geuder bereinkunft zur Bestattung der Gebliebenen zu vereinigen. Liegt diesem Eifer fr die Ehre der Toten nicht die berzeugung zugrunde, da die Geehrten nicht nur leben und zwar in einem erhhten, reineren und deshalb besonderer Ehrerbietung wrdigen Zustande, sondern da sie auch persnlich dabei beteiligt sind, ob und wie die Liebeswerke fr sie aus-gefhrt werden, und da ihre Gesinnung auch fr die berlebenden nichts Gleichgltiges sei? Die Toten sind keineswegs im vollsten Sinne Abgeschiedene, im fernen Hades allen irdischen Beziehungen entrckt, sie sind vielmehr mit dem Volke im ganzen sowie mit den einzelnen Husern im allernchsten und ununterbrochenen Zusammenhang. Die Götter des Volkes sind die Götter seiner Vter. Mit den Tempeldiensten ist die Verehrung derer verbunden, welche die Tempel gestiftet haben; ihre Grber sind im Heiligtum; hier walten sie als segnende Landeshter; also sind auch sie. die Ahnen des Stammes, als Lebendige gedacht; denn kein Gott ist ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Wie die Ur-vter des Staates und die Wohltter desselben als segenskrftige Heroen mit ihm fortleben, so lebt auch die Familie mit ihren hingeschiedenen Mitgliedern fort; die Ahnen wissen um alles, was im Hause vorgeht; die ihnen dargebrachten Opfer dienen dazu, die Gemeinschaft immer zu erneuern und die gegenwrtigen Geschlechter mit der Vorzeit in Zusammenhang zu erhalten. Die gewissenhafte Besorgung dieses frommen Dienstes ist das Kennzeichen eines wackern Brgers; sie ist die Bedingung des ffentlichen Vertrauens; sie wird auch von seiten des Staates als eine wesentliche Voraussetzung der ffentlichen Wohlfahrt angesehen; denn diese wird gefhrdet, wenn einer der Verstorbenen zrnt. Darum gab es ffentliche Ahnen-tage, an denen alle Familien der Stadt das Andenken ihrer Verstorbenen feierten, und wenn dieses Totenfest auch den Namen des Geburtsfestes trug, so scheint es, es liege hier die Art* ficht zugrunde, welche die Griechen bei den Indern wiederfanden, da nmlich der Tod nichts anderes sei als die Geburt zu einem neuen und zu dem wahren Leben. Da dieser Gedanke auch den Griechen nicht fremd gewesen sei, bezeugt ihre bildende Kunst, indem sie die hinraffenden Todesgttinnen als Nymphen darstellt, welche die wie Kinder gestalteten Seelen mild umfangen und dieselben an ihrer mtterlichen Brust mit der Nahrung eines neuen Lebens trnken. Nach keiner Richtung hin ist die bildende Kunst der Alten ersindsamer und ttiger gewesen als in Beziehung auf die Toten. Ihre Wohnsttten waren dauerhafter und kunstvoller als die der Lebenden. Fr keine Art von Privatbauten sinden wir einen gleichen Eifer, so da hier die Gesetzgebungen einschreiten muten, um einem bermigen Aufwnde zu steuern. Ein Schmuck des Landes, zogen sich die Grber an den besuchtesten Heerstraen entlang zum deutlichen Zeichen, da man sie dem Auge
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