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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 355

1909 - Regensburg : Manz
Gottheit des Windes und der Fruchtbarkeit. Thor. 355 hat, worauf er sie in ihr Heiligtum zurckbringt, nachdem zuvor noch Gttin, Gewand und Wagen in geheimem See gebadet und ihr die bei der Feierlichkeit beteiligten Sklaven zum Opfer gebracht sind. Eine Nerthus kennt der Norden nicht, wohl aber einen Njordr, der sich sprachlich mit dieser deckt. Derselbe stand aber nach islndischen Quellen im engsten Zusammeuhaug mit Freyr; dieser ist sein Sohn, beide spenden Reichtum und Glck, Frieden und Fruchtbarkeit. In allen germanischen Sprachen findet sich das Appellativum, mit dem Freyr identisch ist, in der Bedeutung Herr" (althochd. fr). Die ltesten christlichen Dichter gebrauchen dieses Wort als stndige Anrede an Gott. Auch Freyr fhrt wieder auf Tiwaz zurck; denn er ist nur eine lokale Bezeichnung fr den Ingvi (Tiwaz). Ein Beiwort des alten Himmelsgottes entstand durch die Weiterbildung des germanischen Wortes votha, der Wind", und wurde als losgetrenntes Nomen zur selbstndigen Gott-heit des Windes. Dieser alte Windgott war allen germanischen Stmmen gemeinsam; allein er geno weder bei den ingwonischen noch bei den hermionischen Stmmen besondere Verehrung; ja er scheint in manchen Gegenden schon in alter Zeit mit den Dmonen des Windes zusammengefallen zu sein. Da nach der Vorstellung unserer Vorfahren die Seelen der Verstorbenen, die dem Lufthauche glichen und sich im Winde offenbarten, bald in Bergen bald in Smpfen und Teichen lebten und auch Wodan, wenn Windstille war, im Berge weilend gedacht wurde, brachte man die Toten mit ihm in engen Zusammenhang; in der strmischen Luft glaubte man ihn mit der Schar der Gestorbenen daherfahren zu sehen. Sein Heer saust in der Luft, macht oft wunderbare Musik und wird begleitet vom heftigsten Sturme. Ein Mann reitet voraus und ruft den Leuten zu: Auem Weg! auem Weg!" In Bayern erscheint es als wtendes Heer". Aus dem Mythos vom Verweilen Wodans im Berge entwickelt sich die Vorstellung, von Valholl und seinen Bewohnern, die nichts an-deres als ein nordisches Gegenstck der vielen Sagen vom bergentrckten Kaiser ist. Valholl ist ursprnglich das Totenreich. Als aber in der Wikingerzeit der Krieger sein Leben nach dem Tode in hnlicher Weise wie auf Erden fortsetzen wollte, wurde Valholl zu einem Herr-lichen Kriegerparadiese, in dem gekmpft und gezecht wurde und Kampfesjungfraueu, die Valkyren, den Becher und das Horn reichten, wohin allein die in der Schlacht gefallenen Kmpen gelangen konnten. Ob hnliche Vorstellungen von einem Wodansreiche nach dem Tode auch auerhalb des skandinavischen Nordens verbreitet waren, lt sich nicht erweisen, ist jedoch wahrscheinlich. Der Wind gilt auch als Spender der Fruchtbarkeit. Viel Wind, viel Obst," sagt eine alte Bauernregel. Mit dieser Auffassung hngt es zusammen, da Wodan Fruchtbarkeit bringe. Vielfach lt man noch in germanischen Gauen auf dem Felde ein hrenbschel stehen; es gehrt dem Waudlhuude, wie der Bayer zu sagen Pflegt. Natrlich mute der im Sturm dahiubrausende Gott Schlachtengott sein. Nicht als die verheerende Seite des Gewitters ist jedoch Thor aufzufassen, sondern als die wohlttige, luftreinigende und die Erde befruchtende. Daher erscheint er berall als eine gern gesehene Gottheit, als Freund der Menschen und Götter, vor allem aber als unerschrockener und unerschtterlicher Kmpfer gegen die Riesen und Trolle. In diesen Kmpfen ist er so recht das Vorbild des norwegischen Bauern geworden, der mit Mhe dem Boden den Ertrag ab-gewinnen mu. Bei dieser sauern Arbeit steht ihm die Gottheit zur Seite und hilft ihm, die widerwrtigen Mchte der Natur zu besiegen. hnlich wie sich der germanische Himmelsgott infolge seines mannigfachen Auftretens in verschiedene Gottheiten spaltete, scheint es auch mit der Gttin der Fall gewesen zu sein, die an seiner Seite erscheint. Dies war die mtterliche Erde, die Frau schlechthin. Als 23*
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