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1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 54

1911 - Dresden : Huhle
— 54 — den bösen Anschlag. Da verstärkte Joachim rasch sein Gefolge und ließ die Wegelagerer einsangen und die Anführer hinrichten. In einem einzigen Jahre büßten gegen 70 Räuber, darunter die Hälfte Adelige, ihre Übeltaten mit dem Leben. Als man ihm darob Vorwürfe machte, sagte er: »Nicht adliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen; wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen." d. Seine Sorge für das Volk. Joachim I. suchte auch sonst Recht und Gerechtigkeit zu Pflegen. Darum errichtete er 1516 in Berlin das Kammergericht. Dieses schlichtete vor allen Dingen die Streitigkeiten der Grasen und Ritter, welche bis dahin leider noch gar keinem Hof- oder Landgericht unterstellt gewesen waren und darum ihre Händel selbst in den Fehden ausfochten. Außerdem war das Kammergericht das oberste Gericht für alle andern und bildete so den höchsten Gerichtshof der Kurmark. Um dem überhandnehmenden Prunkauswand zu steuern, gab er strenge Gesetze gegen übermäßiges Trinken, üppige Gastereien, Putzsucht und Prunksucht, sowie gegen allen übertriebenen Auswand. Um Betrügereien vorzubeugen, bestimmte er, daß fortan in seinem ganzen Lande nur gleiches Maß und Gewicht gebraucht werden sollte. Er pflegte zu sagen: „Der Adel ist mein Haupt, der Bürger mein Herz und der Bauer der starke Fuß, welcher Haupt, Herz und mich selbst trägt." Wegen dieser milden Fürsorge des Kurfürsten blieben auch die brandenburgischen Bauern ruhig, trotzdem überall in deutschen Ländern Bauernaufstände entbrannten. Er verwies alle Juden aus seinem Lande und erwarb die Grafschaft Ruppin (rund 1800 qkm). c. Seine starke Abneigung gegen die Reformation. Merkwürdigerweise war Joachim I. ein heftiger Gegner der Reformation. Ihm erschien es als strafwürdige Anmaßung, daß ein schlichter Bergmanns-sohn die Kirche verbessern wollte, denn dies war nach seiner Ansicht Sache des Papstes und der Bischöfe, sowie der Fürsten und Stände und müßte auf einer Kirchenversammlung geschehen. Als man in Nürnberg den Protestanten freie Rekigionsübnng zugestanden hatte, sagte er: „Lieber will ich Land und Leute verlieren, ja eher sterben und verderben, als in diesen Frieden willigen." Trotzdem breitete sich die Reformation immer mehr in seinem Lande aus, ja selbst seine Gemahlin Elisabeth war ihr zugetan und genoß in seiner Abwesenheit das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt. Die Universität Frankfurt war beinahe leer, da fast alle Studenten^nach Wittenberg zu Luther gingen. 6. Joachim Ii. (Hektor, 1535—1571). Joachim Ii. trat 1539 in Spandau zur Reformation über. Darauf verbreitete sich die neue Lehre rasch in der Mark. So war diese für den lutherischen Glauben gewonnen, und die ehemaligen Bistümer Havelberg, Brandenburg und Lebus wurden kurfürstlich. Obgleich er als Kurprinz in den Türkenkriegen tapfer gefochten und sich dadurch den Beinamen „Hektor" erworben hatte, war er ein friedliebender Fürst. Nicht durch Kriege, sondern durch Verträge hat er den Grund zum spätern Wachstum Brandenburgs gelegt. Im Jahre 1537 schloß er die wichtige Erbverbrüderung mit dem Herzog Friedrich von Liegnitz, Brieg und Wohlau. Nach ihr sollten die Hohenzollern die schlesischen Herzogtümer erben, wenn das Liegnitzer Herrschergeschlecht
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