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1. Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte - S. 186

1878 - Würzburg : Stahel
186 § 90. Der deutsch-französische Krieg. Einigung aller deutschen Stämme mehr und mehr vorbereitete, und fast schien es, als könne, trotz der Missgunst der meisten ©toten Europa's, auch der petzte Schritt getan werden — da lenkte die Regierung des Kaisers Nap oleon die Blicke des ehrsüchtigen, reizbaren französischen Volkes auf das nationale Vorschreiten in Deutschland. Durch einen siegreichen Krieg gegen Preußen hoffte der Kaiser die Rheingrenze zu gewinnen und die Aufmerksamkeit seiner Franzosen von der heillosen Wirtschaft im Innern abzulenken, vielleicht auch die im mexikanischen und im preußisch-österreichischen Kriege erlittenen moralischen Niederlagen vergessen zu machen. Bald hatten der gewissenlose französische Minister Ollivier und sein Anhang einen Vorwand zum Kriege gefunden. An Stelle der vertriebenen Bourbonischen Königin Jsabella war nämlich der Hohenzollern'sche Prinz Leopold zum Könige in Spanien gewält worden. Deshalb verlangte die Napoleonische Regierung, König Wilhelm von Preußen solle von demselben den Verzicht auf die spanische Krone fordern; doch der in Ems weilende König erklärte dem zudringlichen französischen Botschafter Bene-detti: der Prinz gehöre dem preußischen Königshause nicht an, folglich könne er demselben weder etwas erlauben, noch verbieten. Da verzichtete der Prinz, um nicht eine furchtbare Verantwortung auf sich zu laden, aus freiem Entschlüsse auf die Königswürde in Spanien, und nun atmete man überall wider freier auf. Aber die Friedenshoffnungen waren schnell vernichtet, als die küner gewordenen Franzosen sich damit nicht begnügten, sondern durch Benedetti die ganz neue Forderung stellen ließen: König Wilhelm solle dem Prinzen Leopold für alle Zukunft die Annahme der spanischen Krone untersagen. Was man in Paris wollte, war jetzt klar: zuvörderst die Demütigung des auf Erhaltung des Friedens bedachten preußischen Königs, alsdann einen blutigen Zusammenstoß. Doch König Wilhelm hatte' die Gegner rasch durchschaut: er wies mit edlem Stolze dieses Ansinnen entschieden ab und ließ schließlich dem ihn belästigenden Botschafter durch einen Adjutanten mitteilen: er habe ihm hierüber nichts mehr zu sagen. Das sich tief beleidigt wänende Frankreich Erklärte nun schon am 15. Juli 1870 den Krieg gegen Preußen —‘ nur ein kleines Häuflein Franzosen, darunter der Geschichtsschreiber Thiers, waren anderer Meinung, da ihnen der Krieg unzeitgemäß erschien. So sah sich also die mit der Ordnung ihrer inneren Angelegenheiten ernstlich beschäftigte deutsche Nation plötzlich in frevelhafter Weise bedroht. Aber was der über die öffentliche Meinung in Deutschland falsch unterrichtete Kaiser nicht geant hatte — geschah. Auf den gerechten Schrei der Entrüstung folgte eine Begeisterung, wie man sie in Deutschland nie gesehen. Der Main trennte das Brudervolk fortan nicht mehr, und vom Fels zum Meere wurde für den heiligen Krieg gerüstet. Groß war der Jubel, als der greise Preußenkönig Wilhelm in Berlin einzog, um sich an die Spitze der Armee zu stellen, größer, unbeschreiblicher, als der Bayern-König Ludwig Ii. schon ant 16. Juli one Zaudern die Sache Preußens für die Deutschland'» erklärte und dadurch die übrigen süddeutschen ©taten mit sich fortriss.
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