Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 56

1881 - Kreuznach : Voigtländer
— 56 — Er kommt in das düstere Schattenreich und tritt vor den Thron des strengen Gottes. Und wie er nun die Saiten rührt und mit herzbewegendem Gesang ihre wunderbaren Klänge begleitet, stehe, da drängen sich die luftigen Schatten in Scharen horchend heran, und weinen voll Rührung und Mitleid. Der dürstende Tautälos hascht nicht mehr nach der entschlüpfenden Welle; die Danaiden stellen staunend ihre Wasserkrüge nieder, und Sisyphos setzt sich, von der endlosen Arbeit rastend, ruhig auf seinen Felsblock, um zu lauschen*). Selbst die Erinyen, die hartherzigen Rachegöttinnen, werden erweicht, und zum ersten Male netzen Thränen ihre Wangen. So vermochte denn auch der finstere Totengott der Macht des Gesanges nicht zu widerstehen. Er rief Eurydike aus den Reihen der Schatten herbei und sprach zu Orpheus: „Deiue Bitte sei gewährt: Eurydike wird dir schweigend nach der Oberwelt folgen. Doch wende deinen Blick nicht nach ihr zurück, ehe du das Reich des Lichtes erreicht hast; sonst ist dir die Wiedergewonnene auf immer verloren". Froh des erlangten wunderbaren Erfolges, beeilte sich der Sänger, mit der teuren Gattin aus der unterirdischen Tiefe nach dem Lande der Lebendigen zurückzukehren. Schon waren die beiden dem Rande der oberen Erde, der Pforte des leuchtenden Tages, nahe gekommen, da verwirrten ängstliche Zweifel dem vorausschreitenden Orpheus den Sinn. „Ach", sprach *) Buch I, Nr. 5, 7, 9.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer