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1. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 179

1915 - Berlin : Vahlen
Anlaß j. deutsch-franz. Krieg. Aufstellung der Heere. §§ 239. 240. 179 den Krieg gewollt, so mochte es ihn haben — Deutschland hatte ihn nicht gesucht. Der am 15. Juli 1870 nach Berlin zurückkehrende König, der dort auf dem Bahnhof die Nachricht von der französischen Mobilmachung erhielt, wurde von seinem Volk mit Begeisterung begrüßt. Die Abgeordneten des Norddeutschen Bundes wurden sofort um den Thron versammelt und stellten freudig der Krone die Mittel zum Kriege im großartigsten Maßstabe zur Verfügung; die süddeutschen Kammern aber erklärten im vollen Einverständnis mit ihren Fürsten, daß der Bundesfall (§ 238) eingetreten sei. § 240. Die Aufstellung der Heere. Herrliche, opferfreudige Begeisterung erfaßte das ganze deutsche Volk. Zn Erinnerung an die große Zeit der Befreiungskriege erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes, der, wie damals die preußischen, so jetzt die deutschen Helden zieren sollte. Unter den Klängen der „Wacht am Rhein", des Kampfliedes der großen Zeit, strömten die Krieger zusammen. Wer nicht verpflichtet war, kam freiwillig. In wenigen Tagen stand Preußens Heer, das norddeutsche, das gesamtdeutsche Heer, dies „Volk in Waffen", unter den Fahnen. Wie hatte Napoleon sich verrechnet, wenn er geglaubt hatte, er werde Deutschland überraschen, er könne, wie einst sein Oheim 1805 und 1809, Süddeutschland zu verräterischem Abfall von der deutschen Sache bringen, mit den Heeren Österreichs und Italiens, die ihm ihre Hilfe in Aussicht gestellt hatten, sich hier vereinigen, dann im Bunde mit den Dänen die Hannoveraner, Hessen, Schleswig-Holsteiner und Sachsen von Preußen trennen! — Zn kurzer Zeit waren drei große Armeen aufgestellt. Die erste — Rheinländer und Westfalen unter General von Steinmetz — zog über Trier auf Saarbrücken zu; die zweite, die aus Preußen, Sachsen, Braunschweigern, Oldenburgern und Hessen-Darmstädtern bestand und zu der sich auch König Wilhelm und mit ihm Bismarck, Moltke und Roon begaben, war unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl von der Gegend um Mainz aus im Vormarsch nach Südwesten begriffen, und die dritte Armee — außer Preußen und Thüringern auch Bayern, Württembergs und Badener — rückte, geführt vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, von Mannheim aus durch die Pfalz der Elsässer Grenze zu. Unterdessen sammelte sich die französische „Rheinarmee" unter Napoleon Iii. selbst und dem Marschall Le Boeuf in Lothringen um Metz und ein zweites Heer unter Mac Mahon im Elsaß. Aber wie langsam und ungeordnet geschah alles! „Erzbereit" hatte man gemeint zu sein, und nun zeigte sich, daß nichts genügend vorbereitet war. Von dem Einfall in Süddeutschland, den man so sicher in Aussicht gestellt hatte, konnte keine Rede sein, und der Vorstoß gegen Saarbrücken am 2. August, den Napoleon selbst mit seinem Sohne mitmachte, war ein eitles Schaustück; statt anzugreifen, mußten die Franzosen im eigenen Lande den Angriff der Deutschen erwarten. 12*
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