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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 109

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Das Christenthum. Nero. 109 dem Evangelium so wenig schaden, daß sie ihm vielmehr durch die von den Märtyrern bewiesene Glaubenskraft und Todesfreudigkeit neue Aufmerksamkeit und Theilnahme erweckten und neue Bekenner zuführten. Dies war der siegreiche Gang des Christenthums, den es bei scheinbarem Unterliegen vom Tode Jesu Christi an machte. Nachdem dieser Mord durch die Wuth der Pharisäer 33. und durch die Willfährigkeit des römischen Statthalters Pontius Pilatus vollbracht war, standen für den einen Gottessohn 12 Apostel als Stellvertreter, voll des heiligen Geistes, auf. Als durch die Steinigung des ersten Märtyrers, Stephanus, die Christengemeinde zu Jerusalem vernichtet schien, und Saulus gegen alle Christen in Jerusalem, Männer und Weiber, wüthete und auch nach Damaskus seine Verfolgungswuth tragen wollte, so entstanden durch die Zerstreuung der aus Jerusalem fliehenden Christen aus einer Gemeinde viele, und aus dem wüthenden Christenfeinde Saulus der begeisterte Heidenapostel Paulus. Und da das heidnische Religionswesen für die Bildung der damaligen Zeit durchaus nicht mehr paßte, dem Denken und Fühlen der edelsten Menschen nicht mehr entsprach, so wurde die Lehre Christi überall, in Kleinasien, Ägypten, Griechenland und Italien, mit Begierde aufgenommen, zumal da das Apostelkoncil zu Jerusalem (50) sich dahin entschieden hatte, daß die Heidenchristen an die jüdischen Gesetze nicht gebunden seien. Dadurch wurde das Christenthum aus einer bloß jüdischen Sekte, wofür man es anfangs hielt, eine Weltreligion, und ehe 800 Jahre vergiengen, war von Christenversol-gung so wenig mehr die Rede, daß das Christenthum für die Staatsreligion des römischen Reiches erklärt wurde. Auch Nero ereilte endlich die gerechte Strafe. In Gallien empörten sich die Truppen unter Julius Vindex, in Spanien unter Galba, und als dieser gegen Rom anrückte und vom Heere und Senat als Kaiser anerkannt wurde, floh der von allen verlassene Nero in ein Landhaus und tödtete sich mit den Worten: „welch ein Künstler stirbt in mir" (qualis artifex pereo). Mit Nero erlosch das Haus des Augustus oder das Julische (Klau-bische) Geschlecht. Bisher herrschte eine thatsächliche Erbfolge; nun aber kam die Sitte auf, daß nicht bloß die Gardepräfekten und Prätorianer, sondern auch die auswärtigen Heere Kaiser ein- und absetzten, wobei es bald an Gegenkaisern nicht fehlen konnte. Der Senat wurde dabei gar nicht mehr gefragt; er durfte die Wahl höchstens noch unterschreiben. Ausgezeichnet ist die Zeit des Augustus auch durch das Zusammentreffen mehrerer berühmter Dichter und Schriftsteller, welche zum Theil in Augustus, besonders aber in seinem kunstliebenden Freund Mäcsnas einen Beschützer und Gönner fanden, daher das augusteische Zeitalter der perikleischen Zeit an die Seite gestellt wird. Am berühmtesten sind; Virgilius, geboren zu Andes bei Mantua 70 v. Chr. (Georgica, landwirtschaftliches Gedicht; Änsis, Epos über die Schicksale des Trojaners Änsas; Eclogä, Hirtengedichte); Horatins, geboren zu Venusia 65 v. Chr., steht unserer modernen Anschauung am nächsten, verpflanzte die griechische Lyrik auf römischen Boden (Oden, Satiren); Ovidius, geboren 43 v. Chr. zu Sulmo (im Sabinerland), Elegiker und Epiker (Metamorphosen und Tristien); Livius, geboren 59 v. Chr. zu Patavium (Padua), schrieb eine römische Geschichte in 142 Büchern, wovon 35 aus uns gekommen sind; (auch von Griechen in griechischer Sprache wurde in jener Zeit die römische Geschichte behandelt, von Diodorus von Sicilien und Dionysius von Halikarnassus). Später als diese lebten: Tacitus, geboren wahrscheinlich 54 n. Chr., der größte römische Historiker (Germania,
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