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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 191

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Jesuiten. 191 von dem Heere des Bischofs und einiger, auch protestantischer, Fürsten nach gräßlicher Hungersnoth erobert, Rottmann fiel, König Johann, sein Scharfrichter 1535. Knipperdolling und sein Kanzler Krechting wurden gefangen und zu Tod gemartert. Der Katholicismus wurde in Münster wieder eingeführt. Die Sekte der Wiedertäufer zeigte sich- später in reinerer Form als Mennoniten, Baptisten und Quäcker in Norddeutschland, England und Nordamerika. §. 149. Jesuiten. 1540. Der spanische Edelmann Ignaz von Loyola (de Recalde), der sich früher als einen tapferen Soldaten gegen die Franzosen gezeigt hatte, glaubte, während einer langwierigen Krankheit durch das Lesen von Heiligengeschichten aufgeregt, durch ein Leben voll innerer und äußerer Buße sich den Himmel erwerben zu können. Er machte eine Reise nach Jerusalem, studirte in Paris, verband sich dort mit 6 andern Genossen und faßte den Plan, einen neuen Orden zu gründen, der sich besonders durch unbedingten Gehorsam gegen den Papst und den Ordensgeneral auszeichnen sollte. Papst Paul Iii. bestätigte den Orden der Gesellschaft Jesu, Ignaz wurde erster Ordensgeneral, und fein 1540. Nachfolger, der Spanier Lainez, war es hauptsächlich, der dem Orden seine Organisation gab, wonach die einzelnen Mitglieder in einer gewissen militärischen Ordnung gehalten, jeder nach seinen Fähigkeiten angestellt und benützt wurde. Das Hauptziel des Ordens war die Bekämpfung des Protestantismus und die Unterdrückung der religiösen Freiheit, welches Ziel er weniger durch die Predigt, als dadurch zu erreichen suchte, daß er den Beichtstuhl, besonders an den fürstlichen Höfen, und den gesamten Jugend unterricht wie ein Privilegium in Besitz nahm. Der schändliche Grundsatz „der Zweck heiligt das Mittel", wodurch alle Scheiterhaufen Spaniens und die Bartholomäusnacht von Paris gerechtfertigt sind, wird allgemein als eine Lehre der Jesuiten angesehen, und wenn sich diese auch eine so unchristliche Moral nicht zuschreiben lassen wollen, so ist es doch jedenfalls sicher, daß gerade ihre gehorsamsten Zöglinge ganz nach diesem Grundsatz handelten und sich Vergehen zu Schulden kommen ließen, vor welchen die menschliche Natur zurückschaudert. Zwei Jahrhunderte lang beherrschte der Orden das katholische Europa. Doch darf nicht unerwähnt bleiben, daß er durch feine großartige Missionsthätigkeit auch etwas Verdienstliches gehabt hat. Jesuiten waren es, welche unter großen Gefahren schon im sechzehnten Jahrhundert als Missionäre nach Ostindien, Ceylon, China, Japan giengen, mit dem Christenthum auch europäische Civilisation dort verbreiteten und uns die ersten näheren Nachrichten über jene Länder mittheilten. Ebenso wirkten sie in Afrika und Amerika, besonders in den spanischen Kolonieen Südamerikas und besaßen und verwalteten dort einen eigenen Staat, Paraguay. Der Reichthum des Ordens, durch Schenkungen, Vermächtnisse und Handelsunternehmungen gegründet und gefördert, unterstützte die Einrichtungen der Jesuitenanstalten, wo man praktische Wissenschaften mit Erfolg betrieb, aber für religiöse und geschichtliche Forschungen weder Sinn hatte, noch er-regett wollte. Durch den zum Theil unentgeltlichen Unterricht bekamen sie ungeheuren Zulauf. Am meisten verbreitete er sich in Italien, Spanien, Portugal und Frankreich. In Deutschland war sein Hauptsitz in Wien, Ingolstadt und Köln. Nach 50 Jahren seines Bestehens zählte der Orden schon 10,000 Mitglieder. Wegen des verderblichen Einflusses, den die Jesuiten ausübten, wurde
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