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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 215

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Reünionskammern. Straßburg. Türkenkriege. 215 unter Wrangel bei Fehrbellin, eroberte einen Theil Vorpommerns und brachte 2l. Juni 1675. dadurch den brandenburgischen Namen zu großer Ehre. Von da an wurde der Krieg hauptsächlich in den Niederlanden geführt, wo sich Wilhelm Iii. von Ora-nien ruhmvoll behauptete. Und als England, dessen Flojte durch die holländischen Seehelden, de Ruyter und Tromp, dreimal besiegt worden war, mit den Holländern Frieden machte und sich mit ihnen gegen Frankreich verbinden zu wollen schien, so hielt Ludwig es für gerathen, den Nymweger Frieden zu schließen, worin er an Holland alle Eroberungen zurückgab und von Spa-5.Febr. 1679. nien die Freigrafschaft Burgund und mehrere Festungen in Flandern und Hennegau erhielt. Auch hielt er Lothringen besetzt, da Herzog Karl Iv. die demüthigenden Bedingungen, unter welchen er sein Land wieder bekommen sollte, nicht eingieng. Der Kaiser gab an Frankreich Freiburg im Breisgau, und der Kurfürst mußte Pommern an Schweden zurückgeben. Da Ludwig so vieles nach Wunsch gieng und er aus jedem Kriege bereichert hervorgieng, so bekam er Lust zu neuen Eroberungen und ließ die so- genannten Reünionskammern in Metz, Besän hon und Breisach errichten, 1681. um durch diese bestimmen zu lassen, welche Ortschaften ehemalige „Dependenzen" der im westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich abgetretenen Landschaften seien und daher, nach sranzösischer Berechnung und Auslegung, jetzt mit Frankreich zu vereinigen seien. Man brachte etwa 600 Städte und Dörfer heraus, welche alle sogleich besetzt und mit Frankreich verbunden wurden, wie Zweibrücken, Saarbrücken u. s. w. Doch damit noch nicht zufrieden, nahm Ludwig mitten im Frieden die freie Reichsstadt Straßburg, wozu ihm der Verrath des Bischofs Franz30.Sept. 1681. Egon von Fürstenberg und anderer behilflich war. Und der Kaiser, anderen Sinnes als Karl V., welcher sagte: „Wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde ich zuerst Straßburg zu Hilfe eilen," schloß wegen des von Ludwig selbst veranlaßten Türkeneinfalls zu Regensburg einen Waffenstillstand mit Ludwig, wonach Frankreich die reünirten und geraub- 1684. ten Städte behalten durfte. Der Kaiser wandte sich nun ganz dem Osten zu. Die Ungarn waren indessen im vollen Aufruhr und die Türken im Anmarsch. Schon 1663 hatten die Türken wieder einen Einfall gemacht und fast ganz Ungarn verheert und besetzt. Montekukuli schlug sie bei der Abtei St. Gotthard an der Raab, worauf sie mit dem Kaiser einen zwanzigjäh-1664. rigen Waffenstillstand schloßen. Diese Zeit benützte die östreichische Regierung, um die politischen und religiösen Freiheiten Ungarns zu vernichten. Eine Verschwörung der mächtigsten Magnaten, welche entdeckt wurde, gab dem Kaiser Gelegenheit, Ungarn als eroberte Provinz zu behandeln. Die Verfassung 1670. sollte gestürzt, der Protestantismus unterdrückt werden, die Krone erblich und unumschränkt sein. 250 protestantische Prediger sollen als Ruderknechte auf die neapolitanischen Galeeren verkauft worden sein. Da brach die Wuth des Aufstandes los. Graf Emerich Tökeli stellte sich an die Spitze desselben, verjagte die Östreicher aus Ungarn, wurde von Ludwig unterstützt und von der Türkei als zinspflichtiger König von Ungarn anerkannt. Nun gab zwar der Kaiser den Ungarn Glaubensfreiheit; aber es war, wie gewöhnlich, schon zu spät. Der kriegs- und beutelustige Großvezier Kara Mustapha 1681. beredete den auch von Ludwig bearbeiteten Sultan Muhamed Iv. zu einem Krieg mit Östreich, zog mit 200,000 Mann durch Ungarn und stand im Juli 1683 vor Wien, das nur von 12,000 Mann vertheidigt wurde. Der Kaiser floh nach Linz und bat die deutschen Fürsten und den Polenkönig um schleunige Hilfe. Der wackere Kommandant, Graf Rüdiger von Stah-
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