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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 226

1873 - Heilbronn : Scheurlen
226 Englische Geschichte. reich, siegte bei Azincourt, bemächtigte sich der Stadt Paris, schien ganz Frankreich sich unterwerfen zu wollen, wurde aber durch einen raschen Tod weggerafft, und mit der Entsetzung des belagerten Orleans blieben die durch die Jungfrau von Orleans begeisterten Franzosen Sieger und nahmen den Engländern alles wieder ab außer Calais. Bald darauf begannen die blutigen Bürgerkriege der rothen und der weißen 1455-1485. Rose, durch welche die geistige und materielle Entwicklung des Staates sehr gehemmt wurde. Ein Urenkel König Eduards Iii., Herzog Richard von Iork, 1422-1461. wollte König Heinrich Vt. vom Throne stoßen; für beide erhoben sich mächtige Parteien, welche, nach den Zeichen ihrer Häupter, die rothe (Lancaster) und die weiße (9)orf) Rose hießen. Richard fiel in der Schlacht, aber sein Sohn Eduard Iv. 1461-1483. errang nach harten Kämpfen die Krone, und Heinrich Vi. starb im Tower. Darauf wüthete der Mord unter den Gliedern des Hauses Jork selbst. Eduard ließ seinen Bruder Clarence ermorden, und als er mit Hinterlassung zweier unmündigen Prinzen starb, ließ sein jüngster Bruder, Richard Iii., mit 1483-1485. seiner kalten Mörderseele diese im Tower erwürgen und bestieg den Thron, Frevel auf Frevel häufend. Aber in der Schlacht bei Bosworth verlor er Thron 1485-1509. und Leben gegen Heinrich Tudor, und dieser Heinrich Vii., mit dem das Haus Tudor auf den Thron kam, versöhnte durch seine Vermählung mit der Tochter Eduards Iv. die beiden Rosen, nachdem dieser dreißigjährige Krieg das Land furchtbar verheert und gegen 80 Glieder der königlichen Familie und die Hälfte des Adels weggerafft hatte. Diese Verödung der englischen Adelshäuser und die Sehnsucht des Landes nach Ruhe erleichterte dem staatsklugen Heinrich sein Bestreben, der königlichen Gewalt wieder eine mächtigere Stellung zu geben. Er verstand, wie sein Geschichtschreiber, der große Baco von Verulam, sagt, die Kunst, mit den Unterthanen durch seine Gesetze, mit den Gesetzen durch seine Rechtsgelehrten fertig zu werden. 1509-1547. Sein Sohn Heinrich Viii., ein Zeitgenosse Luthers, den er sein Leben lang haßte, wurde aus einem Vertheidiger der päpstlichen Kirche, als welcher er den Titel „ Beschützer des Glaubens" erhielt, ein Reformator Englands oder vielmehr derjenige, welcher, freilich mit roher Faust und sinnlichem Herzen, den Grund dazu legte. Er war mit Katharina von Aragonien, der Tante Kaiser Karls V., vermählt, und um ihr Hoffräulein, die schöne Anna Boleyn, heiraten zu können, wünschte er von jener geschieden zu werden. Aber Papst Klemens Vii., an den er eine Gesandtschaft um die andere abschickte, weigerte sich, aus Rücksicht auf den Kaiser, der ihn mit offenem Krieg und mit Entfesselung der deutschen Reformation bedrohte, die Scheidung auszusprechen. Nun ließ sich Heinrich durch den Erzbischof von Eanterbury, Thomas Eran-mer, eigenmächtig scheiden und mit Anna trauen, die päpstliche Autorität über England durch Parlamentsbeschluß abschaffen und erklärte sich selbst für das Oberhaupt der englischen Kirche. Die Klöster wurden aufgehoben und ihre Besitzungen für die Krone eingezogen oder verschenkt. Darin bestand die Hauptsache seiner Reformation, welche seiner königlichen Gewalt einen kirchlichen Nimbus und ein größeres Einkommen verlieh. An den übrigen katholischen Einrichtungen wurde wenig verändert und die Beobachtung des Cölibats, der Ohrenbeichte, der Mönchsgelübde, der Stillmessen, der Substanzverwandlung und der Kelchentziehung bei Todesstrafe befohlen. Wer gegen dieses Statut der sechs Blutartikel handelte oder an Heinrichs Oberhauptswürde und an der Rechtmäßigkeit seiner neuen Ehe zweifelte, wurde enthauptet oder auf den Scheiterhaufen geschickt. Das erste Los hatte auch Anna Boleyn, nach deren
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