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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 240

1873 - Heilbronn : Scheurlen
240 Kaiser Josef Ii. Polen. Quadratmaßen mit etwa sechs Millionen Einwohnern, und seinem Nachfolger einen Schatz von 72 Millionen Thalern und ein schlagfertiges Heer von 200,000 Mann. Da er kinderlos starb, so folgte ihm sein Neffe, Friedrich 1786-1797.Wilhelm Ii., ein Sohn seines ältesten Bruders August Wilhelm, welcher letztere, da er Lei dem Rückzüge aus Böhmen, nach der Schlacht bei Kollin, bedeutende Verluste erlitt, von Friedrich in Gegenwart anderer Ossi eiere so heftig zur Rede gestellt wurde, daß er sogleich das Heer verließ und das Jahr darauf, wie es scheint, in Folge dieser Kränkung starb. Weniger Glück in seiner Regierung als Friedrich der Große, wenn schon das gleiche Streben nach Verbesserung der staatlichen Verhältnisse, hatte Kaiser Josef Ii., und zwar hauptsächlich deßhalb, weil er, ohne bestehende Verhältnisse, Vorrechte und Gebräuche zu berücksichtigen, alles mit einer zu großen Hast nach einem gewissen System umändern wollte. Er machte sich dadurch den Klerus und den Adel zu Feinden und bekam Streit mit den Niederländern und Ungarn. Wie Friedrich huldigte auch er dem Princip religiöser Toleranz, gab den Bekennern der lutherischen und reformirten Konfession und der griechischen Kirche freie Religionsübung und gleiche politische Rechte S mit den Katholiken, hob von 2100 Klöstern, in welchen gegen 70,000 Mönche und Nonnen sich aufhielten, 700 auf und suchte die Macht des Papstes über die östreichische Geistlichkeit so sehr als möglich einzuschränken. In bürgerlicher Beziehung wirkte er segensreich durch Aufhebung der Leibeigenschaft , durch gleichmäßige Besteurung aller Bürger, der adeligen wie der nichtadeligen, und durch Gleichstellung aller vor dem Gesetze. Als er aber seine Reformen auch auf die Niederlande, wo» eine reiche und mächtige Geistlichkeit war, ausdehnen wollte, eine neue Eintheilung des Landes vornahm, Klöster aufhob und die Aufsicht über gewisse Unterrichtsanstalten (das 1787. General-Seminarium in Löwen) der Geistlichkeit entzog, so entstanden Aufstände, welche vom Klerus und Adel geleitet und geschürt wurden, in Brüssel, Antwerpen und andern Städten, das wenige östreichische Militär wurde zurückgedrängt, die niederländischen Stände erklärten sich für unabhängig und setzten Juni 1790. einen Kongreß in Brüssel ein. Ebenso erbitterte er den mächtigen Adel in Ungarn durch bürgerliche Reformen und durch das Dekret, daß statt der lateinischen Sprache die deutsche die Geschäftssprache sein müsse, und nur die 1787. Stärke der kaiserlichen Heere konnte hier einen Ausbruch verhindern. Der Türken krieg, zu dem er sich durch die Kaiserin Katharina verleiten ließ, brachte seinem Heere, das unter den Generalen Laszy und Laudon focht, 20.Febr.l790. wenig Lorbeeren. Voll Gram über das Mißlingen seiner gut gemeinten Plane 1790-1792. starb er im 49. Lebensjahre. Ihm folgte fein Bruder Leopold Ii., vorher Großherzog von Toskana, der in den Niederlanden und Ungarn die alte Verfassung und damit die Ruhe wieder herstellte. Beide Fürsten, Friedrich der Große und Josef Ii., betheiligten sich an der Theilung Polens. Dort herrschte eine sonderbare Regierung, und ein polnischer Reichstag ist jetzt noch eine sprichwörtliche Bezeichnung für eine unordentliche Versammlung. Die Regierungsform war zwar eine Monarchie (Wahlmonarchie), in der That aber war sie eine aristokratische Republik: der hohe Adel hatte alle Macht an sich gerissen, und das liberum Veto, das heißt, das Recht jedes einzelnen Landboten, jeden Beschluß des Reichstags durch sein Veto ungiltig zu machen, machte jede Verbesserung des Staatswe-1763.sens unmöglich. Als König August Iii. starb, setzte es Rußland durch, daß Stanislaus Poniatowski, ein früherer Günstling der russischen
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