Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 289

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Karl X. Algier. Juli-Revolution, Louis Philipp. Belgien. 289 Nach seinem Tode folgte ihm in der Regierung sein Bruder, der Graf 16. Sept 1824. von Artois, als Karl X. Dieser, das Haupt der Ultra, verursachte durch seine politischen und religiösen Rückschritte große Unzufriedenheü. Sie steigerte sich, als er den Fürsten Polignac an die Spitze eines neuen Mmlstenums stellte und erklärte, daß er „keine Zugeständnisse mehr" mache. Er löste die 1829. Kammer auf und schickte, um das Volk durch militärischen Ruhm zu gewinnen, ein Landungsheer unter dem Kriegsminister Bourmont nach Algier, dessen Dey schon drei Jahre vorher den französischen Konsul beleidigt hatte. Die Stadt wurde erobert und dadurch der Grund zu der Besitznahme von Alge- 4. Jul: rien gelegt. Aber das Volk ließ sich dadurch nicht gewinnen und wählte ineist Oppositionsmitglieder in die Kammer. Darauf veröffentlichte Karl die fünf Ordonnanzen, wodurch die noch nicht einmal versammelte Kammer 26. Juli, wieder aufgelöst, ein anderes Wahlsystem eingeführt und Zeitungen und Bücher unter strenge Censur gestellt werden sollten. Da erhob sich das Pariser Volk, bewaffnete sich, errichtete Barrikaden, schlug die 11,000 Mann Linientruppen unter'marschall Marmont zurück, erstürmte den Louvre, die Tmlenen und den erzbischöflichen Palast und war am 29. Juli Herr der Hauptstadt. Der Historiker und Journalist Thiers, der Bankier Lafitte und der alte Republikaner Lafayette waren in diesen Tagen sehr thätig; der Letztere wurde wieder, wie 1789, zum Befehlshaber der Nationalgarde ernannt. Endlich wollte König Karl, der in St. Cloud sich aufhielt, einlenken und die Ordonnanzen zurücknehmen; aber er mußte den Ruf vernehmen: „Zu spät! Keine Bourbonen mehr!" Er dankte zu Gunsten seines Enkels, des Herzogs von Bordeaux, ab und gierig mit seiner ganzen Familie in die Verbannung, zuerst nach England, dann nach Östreich. Aber auch vom Herzog von Bordeaux, dem kaum zehnjährigen Kinde, wollten die Häupter der Revolution nichts wissen, sondern wählten den damals sehr populären Herzog Louis Philipp von Orleans, einen Sohn des berüchtigten Egalite, zum Generallieutenant des Königreichs, und am 7. August ernannte ihn die Kammer zum König der Franzosen. Zunächst äußerte die Juli-Revolution ihren Einfluß auf Belgien. Dieses katholische Land, dessen südliche Bewohner den Franzosen stammverwandt sind, fühlte sich zu dem kalvinistischen Holland nicht hingezogen, wollte an der ungeheuren holländischen Staatsschuld keinen Antheil haben und sah sich höchst ungern in dem Königreich der Niederlande zur zweiten Rolle erniedrigt. König Wilhelm und seine Minister verdarben es mit den Liberalen und mit der Geistlichkeit, daher sich diese zum gemeinschaftlichen Feldzug gegen jene verbanden. In Brüffel brach der Aufstand aus, ein Angriff der Holländer 25. Aug. 1830. wurde zurückgeschlagen, die Besatzungen und Beamten vertrieben, Antwerpen genommen, mit Ausnahme der Citadelle. Der belgische National-Kongreß beschloß die ewige Ausschließung des Hauses Oraniln-Nassau. Im Einver-ständniß mit der Londoner Konferenz wählte er den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zum König der Belgier. Da fielen die Holländer mit 70,000 4- Juni 1831. Mann in Belgien ein, und dieses konnte sich nur mit Hilfe Englands und Frankreichs seiner Feinde erwehren. Marschall Gerard rückte ein und eroberte die Citadelle von Antwerpen. Holland mußte sich den Beschlüssen bet" Londoner Konferenz unterwerfen, erhielt einen Theil von Luxemburg und Limburg, verwaubelte aber feinen Waffenstillstanb erst 1839 in einen befinitiöen Frieden. Leopolb zeigte sich währenb seiner langen Regierungszeit (er starb 1865) als ein konstitutioneller Muster-König. Müller, Geschichte. 8. Aufl. 19
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer