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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 302

1873 - Heilbronn : Scheurlen
302 Engländer in Ostindien. und die Uneinigkeit seiner zu Souveränen sich erhebenden Statthalter leistete 1765. ihrem Eroberungsgelüste Vorschub. Unter Lord Clive kam Calcutta und ganz Bengalen in die Hände der Kompagnie. Daran reihte sich die Eroberung der Provinz Benares und die gefährlichen Kümpfe, welche die wegen des drückenden Steuerwesens sehr unbeliebten Engländer mit Hyder Ali, Sultan von Mysora, und seinem Sohne, Tippo Saib, zu bestehen hatten. Im Bunde mit den Maratten suchten diese Fürsten die Herrschaft der Engländer zu vernichten, wurden aber von dem energischen und rücksichtslosen Gouverneur 1774-1786. Warren Hastings besiegt. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts beherrschte die Kampagnie ein Gebiet von 100 Millionen steuerzahlender und von 50 Millionen tributpflichtiger Einwohner, vom Himalaja bis Ceylon, vom Indus bis zum Jrawaddy. Die Verwaltung bestand aus den Aktionären und den von ihnen ernannten Direktoren, stand übrigens seit 1784 unter der Aufsicht einer Regierungskommission, welche freilich nicht hindern konnte, daß in dem fern gelegenen Lande Willkürlichsten und Erpressungen jeder Art vorkamen. Von Vorderindien aus wandten sich die Engländer gegen Hinterindien und nahmen den Birmanen die Landschaften Arakan, Assam und Pegu weg. Ihr 1841. Einrücken in Afghanistan hatte zwar bei dem erbitterten Aufstand der Afghanen unter Dost Mohamed die Vernichtung ihres Heeres zur Folge; aber sie kamen 1842. wieder, zerstörten die Städte Kandahar und Kabul, räumten jedoch freiwillig 1843. das verwüstete Land. Dagegen unterwarfen sie sich Sindh, das Münduugs-land des Indus, und nach einem mehrjährigen Krieg das Land der Sikhs, Pendschab mit der Stadt Lahore. Der Streit wegen des Opiumhandels ver- 1842. wickelte sie in einen Krieg mit China, der mit dem Frieden von Nanking endigte, worin ihnen die Insel Hongkong abgetreten und fünf chinesische Häfen ihrem Handel eröffnet wurden. Eine englisch-französische Expedition, welche 1857-1860. Kanton eroberte und bis in die Nähe von Peking vordrang, erschloß dem Handel mit China neue Häfen, während das Land durch einen Aufstand der Taiping hart heimgesucht wurde. Auch mit den abgeschlossenen Japanesen wurden Handelsverbindungen angeknüpft. Aber auf die Länge nahmen es die Hindu nicht gleichgiltig hin, daß das 180 Millionen umfassende Ostindien nebst einigen Theilen von Hinterindien von einer kaufmännischen Gesellschaft ausgebeutet, daß ihre Religion, sei es Brahmaismus oder Muhamedanismus, von den Engländern mißachtet wurde. Eine Verschwörung wurde gestiftet, welche um so gefährlicher war, als von den 250,000 Mann starken englischen Truppen nur 30,000 Engländer, die übrigen Sipahi, das heißt, Eingeborene waren. In Mirut brach der Aufstand 1857. aus; das naheliegende Delhi wurde von den Sipahi erobert. Aber auch jetzt gelang es den Engländern, welche bedeutende Verstärkungen aus der Heimat erhielten, einen allgemeinen Aufstand zu verhindern und den Krieg auf das Gebiet des oberen Ganges zu beschränken. Die Generale Wilson, Havelock und Campbell zeichneten sich aus, die ^Städte Delhi und Lucknow wurden wieder erobert und für die Grausamkeiten der Hindu schreckliche Rache genommen. Doch hatte sich bei dieser Gelegenheit gezeigt, daß die ostindische Kompagnie solch großartigen Verhältnissen nicht mehr gewachsen war, daher das englische Parlament ihr Privilegium aufhob und Ostindien als englische Provinz unmittelbar und ausschließlich unter die Krone stellte.
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