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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 314

1873 - Heilbronn : Scheurlen
314 Frankreichs Kriegsrüstungen. Die spanische Thronkandidatur. lorene ,,prestige“ wieder zu erringen. Mit fieberhaftem Eifer wurde an der Organisation der französischen Armee gearbeitet, damit diese der preußischen in allen Stücken überlegen sei. Unter der Leitung des Kriegsministers Niel wurde nach dem Muster der preußischen Heeresverfassung eine Reserve und eine Mobilgarde (welche eine Nachahmung der Landwehr sein sollte) gebildet, dem preußischen Zündnadelgewehr das weithin treffende Chassepot-Gewehr entgegengestellt und der Artillerie durch die neu erfundenen Mitrailleusen eine Verstärkung gegeben. Diese Rüstungen dauerten von 1867 bis 1869, und ihre Vollendung gaben der Regierung eine solche Sicherheit, daß Niel wenige Monate vor seinem Tode, im April 1869, in der Kammer äußerte: „Krieg oder Frieden, das macht mir absolut nichts aus. In 8 oder 9 Tagen können wir 600,000 Mann marschfertig haben." Mehr als einmal warf er Preußen das drohende Wort hin: „wir sind bereit", und sein Nachfolger, General Leboeuf, versicherte sogar im Juli 1870: „ich bin überbereit." Kaiser Napoleon Iii. und seine Regierung waren vom Jahre 1869 an entschlossen, Krieg mit Preußen anzufangen, durch glänzende Siege den militärischen Ruhm Frankreichs wiederherzustellen und deutsche Gebiete auf dem linken Rheinufer oder Belgien zu erobern und mit Frankreich zu vereinigen. Nur so glaubte Napoleon seinen noch unmündigen Sohn zum Erben seines Thrones machen zu können. • Auch innere Verlegenheiten trieben ihn zu diesem Schritte. Die republikanische Partei wurde von Jahr zu Jahr stärker und herausfordernder, und wenn auch bei der neuert Volksabstimmung mehr als 7 Millionen Stimmen (gegen etwa 8. Mai 1870.1% Millionen) seine Regierung billigten und seine Dynastie zu garantiren schienen, so ließen doch die Republikaner, welche dieses Resultat für ein künstlich gemachtes erklärten, in ihren Angriffen nicht nach. Daß die Armee mit 50,000 Stimmen gegen die Regierung sich ausgesprochen hatte, schien dem Kaiser eine weitere Aufforderung zu sein, die unruhigen Geister auf auswärtige Bahnen zu lenken. So kam es ihm denn sehr gelegen, daß die Spanier, welche im Jahre 18.Sept. 1868 ihre Königin Jsabella vertrieben und sich indessen vergebens nach einem passenden König umgesehen hatten, dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern (aus der schwäbischen, katholischen Seitenlinie) die Krone ihres Landes antrugen und daß dieser sich bereit erklärte, sie anzunehmen. Diese Thronkandidatur , welche lediglich bav Werk des spanischen Ministerpräsidenten Prim war, wurde als eine preußische Intrigue, als ein neuer Beweis „des unerträglichen Ehrgeizes und der Herrschsucht Preußens" dargestellt, und der Herzog 6. Juli, von Gramont, Minister des Auswärtigen, versicherte in der Kammer, Frankreich könne nicht dulden, daß ein preußischer Prinz den Thron Karls V. besteigen und dadurch das europäische Gleichgewicht zu Gunsten Preußens und zum Nachtheile Frankreichs gestört werde. Übrigens war der Prinz von Hohenzollern kein preußischer Prinz und der spanische Thron nicht mehr der Thron Karls V. Doch darauf kam es den Ministern Gramont und Ollivier, den einflußreichsten Mitgliedern des'französischen Ministeriums, und der ganzen Hofpartei nicht an. Sie wollten Krieg, und wenn sie keinen günstigen Kriegsfall hatten, so glaubten sie, einen solchen machen zu können. Daher erhielt der französische Botschafter in Berlin, Graf Benedetti, den Auftrag, sich nach Ems zu begeben, wo damals König Wilhelm von Preußen eine Brunnenkur gebrauchte. Dieser Benedetti war, nach den Bismarck'schen Enthüllungen, welche in den Monaten Juli und August veröffentlicht wurden, im Auftrag seiner Regierung bisher mehrmals bemüht gewesen, Preußen zur Gewährung
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