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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 315

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Ganz Deutschland erhebt sich. 315 von sogenannten „Kompensationen" zu bewegen und eine frayzösisch-preußische Allianz abzuschließen, wonach Preußen gegen einige unbedeutende Vortheile deutsches Rheingebiet an Frankreich abtreten oder diesem zur Eroberung Belgiens behilflich sein sollte. Nachdem alle diese Anträge von dein Grafen Bismarck abgelehnt worden waren, glaubte Napoleon die Grenzenerweiterung, welche er nicht durch einen Bund mit Preußen erreichen konnte, durch einen Krieg mit demselben erstreben zu müssen, benützte die spanische Thronkandidatur zum Vorwand und trat gleich von Anfang an gegen Preußen und besonders gegen dessen König auf eine so schroffe, plumpe, befehlende Weise auf, daß diesem feine andere Wahl blieb als: Krieg oder Demüthigung. Gras Benedeit: der-langte in einer Audienz bei dem Könige Wilhelm in Ems, daß dieser dem 9. Jim. Erbprinzen von Hohenzollern den Befehl ertheilen solle, ferne Annahme der spanischen Krone zurückzunehmen. Der König lehnte dies, Übrigens in freundlicher Weise ab, da er dem in seinen Entschlüssen vollständig freien Erbprinzen nichts zu befehlen oder zu verbieten habe. Als die Nachricht eintraf, daß der Erbprinz freiwillig von der Kandidatur auf den spanischen Thron zurücktrete, I2.^uli. schien der Streit vollständig beigelegt zu sein. Nun verlangte aber Gramont von dem preußischen Botschafter in Paris, dem Freiherrn von Werther, er solle den König Wilhelm veranlassen, ein Entschuldigungsschreiben an Napoleon zu richten, und wies den Grafen Ssenebetti an, vom Könige zu verlangen, daß berselbe die Verzichtleistung des Prinzen billige und die Versicherung ertheile, daß auch in Zukunft biefe Kandidatur nicht wiederaufgenommen werden würde. Dieses Auftrages entledigte sich Benedetti auf eine sehr taktlose Weise am Morgen des 13. Juli auf der Brunnenpromenade zu Ems. Der König erwiderte ihm, daß er die Bestätigung der Verzichtleistung nur als Privatmann, nicht als König geben könne, daß er aber jede Verbindlichkeit für die Zukunft in dieser und jeder andern Sache entschieden zurückweise. Das Maß war voll. Der König that, was jeder deutsche Mann für unabweisliche Pflicht ansehen mußte. In die Nothwendigkeit versetzt, zwischen Krieg oder Demüthigung zu wählen, wählte er, wenn es der böse Nachbar nicht anders wollte, den Krieg. Wenn Napoleon und seine Regierung den Krieg wollten, so sollten sie ihn haben und sollten ihn auf eine Art haben, daß sie sobald nicht mehr darnach gelüstete. Kaiser Napoleon hatte sich gründlich verrechnet, wenn er glaubte, daß Deutschland diesen dem preußischen König aufgezwungenen Krieg als einen dynastischen, nicht als einen nationalen ansehen, und daß jedenfalls ganz Süddeutschland sich von der Sache Preußens lossagen und sich für neutral erklären werde. Von der Königsau bis zu den Alpen sah bei weitem der größte Theil der deutschen Bevölkerung ein, daß Napoleon die hohenzollernsche Thronkandidatur nur zum Vorwand nehme, und daß sein eigentlicher Zweck der sei, die Gründung eines neuen deutschen Bunbes und Reiches zu hintertreiben und, wie einst Ludwig Xiv., beutsche Länber an sich zu reißen. Sübbeutschlanb blieb seinem in den Allianzverträgen gegebenen Wort treu. Als daher die französischen Minister, unter vollstänbiger Entstel-15.Juli, lung der Thatsachen, mit fast einmüthiger Bestimmung der Kammern, sich für den Krieg ausfprachen und die förmliche Kriegserklärung an Preußen über-19. Juli, geben würde, so erhob sich ganz Deutfchlanb wie ein Mann und stellte seine Söhne dem König von Preußen als dem obersten Felbherrn zur Verfügung. Die Rückkehr des Königs Wilhelm von Ems nach Berlin warb zu einem 15. Juli. Triumphzug, der rasch einberufene norbbeutsche Reichstag sprach sich mit Begeisterung für den nationalen Krieg aus, genehmigte alle Forberungen der i9.Julr.
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