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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 316

1873 - Heilbronn : Scheurlen
316 Aufmarsch der drei deutschen Heere. Regierung, und die süddeutschen Einzelkammern folgten seinem Beispiele Ganz Deutschland ward zu einem großen Heerlager, in welchem alle Stände' alle Altersstufen und Geschlechter nur das eine Ziel ins Auge faßten, das Vaterland zu erretten, mit dem übermüthigen Erbfeind für hundertjähriae Schmach, für alten Raub gründliche Abrechnung zu halten und der deutschen Natron diejenige Stellung in Europa zu erringen, die ihr vermöge ihrer physischen, moralischen und intellektuellen Kraft gebührte. Aus allen Gauen Deutschlands strömten Freiwillige herzu, die Gemeinden und Privaten steuerten für die Verwundeten und für die Hinterbliebenen gefallener Krieger reichliche Gelder zusammen, und die Frauen und Jungfrauen sorgten in täglicher Arbeit für Bekleidungs- und Lazarethgegenstünde. Es war ein edler, heiliger Wetteifer, wie ihn das Jahr 1813 kaum schöner gesehen hat, und diesmal zog das ganze Deutschland, nicht bloß ein Theil desselben, gegen den Feind. Die von Scharnhorst begründete, seither vielfach verbesserte, besonders von König Wilhelm neuerdings sehr vervollkommnete preußische Heeresverfassung bewährte sich aufs trefflichste. Vierzehn Tage nach dem Befehl zur Mobilisirung der Armee standen, Dank der unglaublichen Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen, nahezu 450,000 Mann an der deutfch-französifchen Grenze und hielten treue Wacht am Rhein. Es wurden zunächst drei große Armeen gebildet: die erste, unter General Steinmetz, umfaßte das 7. und 8. Armeecorps, später auch das 1.; die zweite, unter Prinz Friedrich Karl, dem Neffen des Königs, das 3., 4., 9., 10., 12., später auch das 2., und die Garde; die dritte, oder Südarmee, unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, das 5., 11. (später auch das 6.), die 2 bairischen Armeecorps und die 2 Divisionen von Württemberg und Baden. Die erste Armee zog von Koblenz aus nach Saarbrücken, die zweite von Mainz nach Blieskastel und Saarbrücken, die dritte, welche die Einheit des bewaffneten Deutschlands darstellte, zog von Nord und Süd nach Rastatt und Speier. Als diese Aufstellung vollendet war, verließ 31.Juli. der König von Preußen als Oberfeldherr sämtlicher deutschen Streitlüste 2. Aug. Berlin und nahm zunächst sein Hauptquartier in Mainz. Er war begleitet von den größten Männern seines Reiches und seiner Zeit, dem Grafen v. Bismarck und dem Freiherrn von Moltke, von welchen jener als Ministerpräsident und Bundeskanzler das Staatsruder mit fester Hand lenkte, dieser als Chef des Generalstabes die Märsche anordnete und die Schlachtenplane entwarf. Auch der Kriegsminister von Roon und so viele andere treffliche Generale, welche an den neuesten glücklichen Feldzügen ruhmvollen Antheil genommen haben, waren im Gefolge des Königs. Zur Belohnung der Tapferen erneuerte der König das von feinem Vater im Jahre 1813 gestiftete Ordenszeichen des eisernen Kreuzes. In Frankreich sah es ganz anders aus. Von nationaler Begeisterung war hier nirgends die Rede, um so mehr aber von phrasenreichen Proklamationen und ekelhafter Prahlerei. Mit den Rüstungen stand es bei weitem nicht so, wie der Kriegsminister Niel zwei Jahre vorher gesagt hatte. Obgleich Frankreich vier Jahre lang fortwährend gerüstet und den Zeitpunkt, wann es Krieg anfangen wollte, selbst gewühlt hatte, war es doch kaum im Stande, statt der verkündeten 600,000 Mann auch nur 300,000 an- die Grenze zu schicken, mußte deßhalb von Anfang an darauf verzichten, den Krieg auf deutsches Gebiet hinüberzuspielen, und sah sich zur Defensive gezwungen. Der Kaiser Napoleon übernahm selbst das Oberkommando, hatte als Chef des Generalstabs den Kriegsminister Leboeuf zur Seite und
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