1901 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 105
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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sein. Seine erste Bildung erhielt er in einem Kloster zu Rom. Als Priester leuchtete er durch Eifer, Strenge und Sittenreinheit hervor. Unter fünf Päpsten war er der vertraute Ratgeber. Seine Wahl zum Papste erfolgte auf einen Ruf aus der Volksmenge : „Hildebrand soll unser Bischof sein!" Mit starker Hand ergriff er die Zügel des Kirchenregiments. Er wollte die Kirche im Innern läutern und nach außen mächtig machen. Mit Scharfsinn und unbeugsamer Festigkeit ging er feinßnmeg und siegte endlich über alle Hindernisse. Er schuf das Kollegium der Kardinäle, das den Papst zu wählen hat, verbot die Simonie^ d. h. den Kauf und Verkauf geistlicher Stellen, führte das Cölibat durh7^as ist die Ehelosigkeit ^er Priester, und beanspruchte das Richt der Investitur, d. H. dtflmehnung von Bischöfen mit Ring und Stab (mit demustlichen Amte und dem weltlichen Bistum).
2. Kaiser Heinrich Iv. hatte seinen Vater Heinrich Iii. schon im 6. Jahre (1056) verloren. Seine Mutter erzog denmhaften Knaben mit zu viel Milde. Der Erzbischof Hanno von Köln, der ihn ans ein Rheinschiff locken und entführen ließ, wollte durch Strenge, ja Härte feinen Leichtsinn zügeln. Unter der Vormundschaft °des Bischofs Adalbert von Bremen ließ man ihm allen Willen, ja verdarb ihn durch Schmeichelei und Sinnenlust. Als König wohnte er meist zu Goslar, behandelte aber seine sächsischen Unterthanen mit so großer Härte, daß sie sich endlich gegen ihn empörten, ihn zur Flucht nötigten, seine Schlösser, besonders seine geliebte Harzburg, zerstörten und die Gebeine der Seinen in den Grüften
zerstreuten. Mit Hilfe der Städte sammelte Hein-
rich ein Heer, schlug die Sachsen bei Langensalza und strafte sie mit großer Härte. Diese wandten sich nun klagend an den Papst.
3. Kampf zwischen Kaiser und Papst. Greis. Heinrich iv. gor Vii., welcher den Papst mit der Sonne, den Kaiser
mit dem Monde verglich, ermahnte den Kaiser zur Mäßigung und gebot ihm, Buße zu thun, weil er „Schacherhandel" mit geistlichen Wellen getrieben und zum Schaden der Kirche viele unwürdige Männer
zu geistlichen Ämtern befördert habe. Der ergrimmte Kaiser ließ hieraus den
Papst durch eine Versammlung von Bischöfen absetzen und schrieb ihm: „Wir,
Heinrich, von Gottes Gnaden König, und alle Bischöfe sagen dir, dem falschen Mönch Hildebrand: Steige Jherab von dem angemaßten apostolischen Stuhle^ steige herab!" Der Papst sprach hierauf j)en Bann über den Kaiser, schloß ihn damit aus der kirchlichen Gemeinschaft aus und entband Fürsten und Völker von dem Eide der Treue. Die Fürsten, welche Heinrich nicht liebten, drohten nun, einen andern König zu wählen, wenn er binnen Jahresfrist nicht vom Banne gelöst sei. ' Da zog der verlassene König mit seiner treuen Gattin, einem zweijährigen Söhnlein und einigen Dienern im Winter über die Alpen, streckenweise auf Rinds hauten über Eis- und Schneefelder geschleift, um von dem Papste Lossprechung vom Banntzu erhalten. Drei Tage stand er im Januar 1077 barfuß und im Büßerhemde im Schloßhofe zu Canossa, wo der Papst bei der Markgräfin Mathilde von Toscana weilte. Erst jein Flehen, der Markgräfin Thränen und eines Abtes Fürbitte endeten die Demütigung des Kaisers. Nach einem Fußfall wurde Heinrich vom Banne losgesprochen, sollte sich aber der Re-