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1. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 40

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 40 — vermied König Heinrich jede Schlacht und schloß sich mit seinen Getreuen in die feste Burg Werla unweit Goslar ein; denn die Ungarn konnten nur im Reiterkampfe erfolgreich angegriffen werden. Da geschah es, daß ein vornehmer Ungar in Heinrichs Gefangenschaft geriet. Um ihn auszulösen, boten die Ungarn viel Gold und Silber; doch Heinrich wollte den Gefangenen nur freigeben, wenn sie sich verpflichteten, neun Jahre lang Thüringen und Sachsen zu meiden. Als der König dann noch versprach, alljährlich einen Tribut zu zahlen, willigten die Ungarn ein und verließen das deutsche Land. 4. Zum Schutze gegen die Ungarn erweiterte und befestigte Heinrich in den neun Jahren des Waffenstillstandes viele Städte des Sachsenlandes durch Mauerwerk. So entstanden die Städte Quedlinburg', Merseburg, Meißen und vielleicht auch Erfurt. Diese Städte sollten bei einem Ungareinfalle Burgen, d. h. Zufluchtsörter, befestigte Anlagen für die Umwohner sein, und die Bewohner wurden deshalb Bürger genannt; Städte im heutigen Sinne des Wortes sind sie erst allmählich geworden. Da die Leute sich aber weigerten, in die Stadt zu ziehen, so wurde je der neunte Mann durchs Los bestimmt; der Betroffene mußte sich in der Stadt anbauen und für die übrigen acht Wohnung bereit halten, wenn der Gegend Gefahr drohte. Dafür mußten die Landbewohner den Städtern das Land bestellen und den dritten Teil der Ernte hinter der Stadtmauer aufspeichern. — Zugleich bildete Heinrich ein Reiterheer und erprobte es in einem Kriege gegen die Wenden. 5. Als die Ungarn zum neunten Male kamen, den fälligen Tribut zu fordern, mußten sie mit leerem Säckel abziehen. Bald erschienen sie in zahllosen Haufen und durchfchwärmten das Thüringerland und die angrenzenden sächsischen Gebiete. Aber König Heinrich war bereit. Heerbann und Reiterheer waren aufgeboten und erwarteten den günstigsten Zeitpunkt zum Angriffe. Schon war ein Hanfe der Ungarn in blutiger Schlacht gefallen, als auch das Hauptheer von Osten heranrückte. Heinrich lagerte an der Unstrut. Als er des Feindes Nähe erfuhr, stellte er sein Heer in Schlachtordnung und ermahnte, mit Gottvertrauen tapfer auf den Feind zu gehen. Da schwoll jedem das Herz; mit Lust sahen sie, wie der König bald vorn, bald in der Mitte, bald in den letzten Reihen sein Roß tummelte, und wie das Hauptbanner des Reichs, die Fahne des Erzengels Michael, den die Ungarn für den deutschen Siegesgott hielten, überall vor ihm wehte. Zuerst schickte Heinrich tausend Mann thüringisches Fußvolk mit nur wenigen Reitern vor, um die Ungarn heranzulocken; sobald diese aber die gewappneten deutschen Reiterscharen sahen, wandten sie sich zu solch eiliger Flucht, daß man nur wenige von ihnen fangen konnte. Ihr Lager erstürmte der König und befreite dort alle Gefangenen. So lange Heinrich lebte, betrat kein Ungar den deutschen Boden wieder. — Heinrich und seine Nachfolger nennt man auch die sächsischen Kaiser.
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