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1. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 100

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 100 — er ziemlich abgeschieden und sparsam lebte. Danach machte sich der Wandertrieb wieder so mächtig in ihm geltend, daß er schließlich Urlaub nahm, um nach Lübeck zu gehen, wo der größte Orgelmeister jener Zeit wirkte. Der Meister hatte ihn bald als den tüchtigsten der jungen Musiker, die zu ihm gekommen, erkannt und lud ihn öfters in sein Haus, so daß Bach fast den ganzen Winter über in Lübeck blieb. Durch den Umgang mit diesem Meister gewann er allmählich die Überzeugung, daß für ihn die Lehrjahre auch vorüber seien und die Meisterschaft beginnen müsse. 2. Bald nach der Rückkehr von Lübeck zog Bach als Organist nach der freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, wo er einen größern Wirkungskreis fand und eine eifrige Thätigkeit im Komponieren entfaltete. Hier verheiratete er sich auch mit seiner Base Maria Barbara Bach, die gleich ihm die Musik liebte und oft stundenlang musicierend mit ihm auf der Orgelbank saß. Leider war seines Bleibens in Mühlhausen nicht lange; denn ein Glaubensstreit zwischen der Geistlichkeit der Stadt verleidete ihm die Stelle und machte ihn sehr geneigt, einem Rufe des Herzogs von Sachsen-Weimar zu folgen. In Weimar fand Bach geeigneten Boden; denn der Fürst und die Bürgerschaft liebten seine Tondichtungen, und tüchtige Musiker führten sie auf. Hier eignete er sich auch erst alle die Fertigkeiten, die zu vollendetem Spiele erforderlich sind, an und schuf die meisten der schönen Orgelkompositionen, die wir noch heute bewundern. Bachs Ruhm als Komponist und Orgelspieler verbreitete sich bald über die Grenzen seines Aufenthalts und führte ihm von Fern und Nah solche zu,_ die noch von ihm lernen wollten. Er machte auch öfters Reisen, um sich auf der Orgel hören zu lassen oder sonstwie ein von ihm gefertigtes Stück zur Aufführung zu bringen. Auf einer dieser Reisen kam er nach Dresden. Hier weilte damals gerade ein berühmter Musikmeister aus Paris. Bach forderte ihn zu einem Wettstreite auf, und jener nahm die Forderung an. Es wurden Schiedsgerichte gewählt und Ort und Stunde des Kampfes festgestellt. Alle Musikfreunde warteten der Dinge, die ^da kommen sollten; selbst der König war gespannt, wer wohl den Sieg davontragen würde. Als aber die festgesetzte Stunde kam, und eine glänzende Gesellschaft auf den Beginn des Kampfes wartete, da erschien wohl Bach, aber der Franzose war in der Frühe des Tages mit der Eilpost davon gefahren. Bach spielte zur Verwunderung der Anwesenden allein, und sein Sieg wurde als Sieg der deutschen Kunst mit Jubel begrüßt. Seit dieser Zeit stieg die deutsche Musik im Ansehen immer höher. 3. Neben der kirchlichen Musik, die in der Messe, dem Choral, den Vor- und Zwischenspielen, der Fuge, Motette, Kantate und andern Werken ihren Ausdruck fand, kam zu jener Zeit auch die Opernmusik von Italien aus zu uns. An dieser Musik wurde von frommen Gemütern getadelt, daß sie zu weltlich sei, und von strengen Kunstrichtern gerügt, daß sie mehr des Schauspiels und der Schau-
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