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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 116

1896 - Breslau : Hirt
116 Das Altertum. ersten Jahrhunderten n. Chr. verbreiteten sich die Verfolgungen aber noch nicht über das ganze römische Reich, sondern beschränkten sich auf einzelne Länder. b. Verfolgung unter Mark Aurel und Decius. Mark Aurel (S. 106) war ein kräftiger und gewissenhafter römischer Kaiser; aber er hielt die Christen für Staatsfeinde und verfolgte sie deshalb. In einer dieser Verfolgungen erlitt (167) auch der fromme Bischof Polykarp von Smyrna in Kleinasien den Märtyrertod. Schon lange Jahre war Polykarp ein treuer Hirt seiner Gemeinde gewesen; da brach eine neue Verfolgung aus, und man schleppte auch den neunzigjährigen Bischof vor den Richterstuhl. Der Statthalter sprach: „Bedenke dein hohes Alter; schwöre beim Namen des Kaisers und fluche Christo, so lasse ich dich los." Polykarp erwiderte: „Sechsundachtzig Jahre habe ich Christo gedient, und er hat mir nur Gutes erwiesen; wie könnte ich ihm fluchen, meinem Heilande!" — „Ich habe wilde Tiere," drohte der Statthalter. „Laß sie kommen!" entgegnete Polykarp ruhig. „Wir haben auch Feuer," schrie ein anderer. Der fromme Bischof versetzte: „Du drohst mit Feuer, welches nur einen Augenblick brennt; aber du kennst nichts von dem Gerichte und dem ewigen Feuer, das für die Gottlosen aufbewahrt ist. Doch, was zögerst du? Thue, was deines Amtes ist!" Bei diesen Worten war das Angesicht des Greises voll himmlischer Freude, und der Statthalter geriet in Verlegenheit; das Volk aber schrie: „Ins Feuer mit ihm; denn er ist der Lehrer von ganz Asien und sagt, man solle unsern Göttern nicht mehr dienen!" Von allen Seiten wurde Holz herbeigetragen, und rasch war der Scheiterhaufen fertig. Als man Polykarp an dem Pfahle befestigen wollte, sprach er: „Laßt mich, wie ich bin; der mir Kraft giebt, das Feuer auszuhalten, wird mir auch Kraft geben, unbeweglich im Feuer zu stehen, ohne daß ihr mich annagelt." Nun band man ihn mit den Händen auf dem Rücken an den Pfahl. Darauf dankte er Gott mit lauter Stimme, daß er würdig befunden sei, für den Glauben zu sterben. Schon war der Holzstoß entzündet; aber es war, als ob die Flamme den treuen Bekenner des Herrn nicht antasten wolle; sie umgab ihn wie ein Segel, das vom Winde gebläht wird. Da durchbohrte ihn ein Henkersknecht mit dem Schwerte und warf seinen Leichnam ins Feuer. Ans demselben Grunde wie Mark Aurel verfolgte auch Kaiser Decius die Christen; er verordnete (250) die erste allgemeine Christenverfolgung. Die Christen sollten wenigstens die mit der römischen Staatsreligion verbundenen Ceremonieen mitmachen; wer sich weigerte, wurde mit den grausamsten Martern dazu gezwungen. Selbst kleine Kinder wurden herbeigeschleppt, damit sie den Götzen Weihrauch streuten. Mancher fiel damals aus Furcht vor den Martern vom christlichen Glauben ab; aber es fehlte auch nicht an Heldenmut. Die christliche Gemeinde in Rom verlor in dieser Verfolgung nacheinander fünf Bischöfe auf dem Blutgerüste. Die Christen wurden für vogelfrei erklärt, ausgeplündert und getötet; ihre Versammlungen und Gottesdienste hielten sie in dunklen Wäldern und Katakomben (Fig. 33) ab. c. Segen der Verfolgung. Auch die späteren römischen Kaiser wandten alle Mittel an. um das Christentum zu unterdrücken: den Gemeinden wurden die Bischöfe und die Bibeln genommen, die Gottes- % Häuser niedergerissen, ganze Dörfer mit ihren christlichen Bewohnern wurden verbrannt; aber das Christentum wurde trotzdem nicht unter-
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