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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 180

1896 - Breslau : Hirt
180 Das Mittelalter. Kolumbus wurde wahrscheinlich in Genua geboren. Durch die Entdeckungsfahrten der Portugiesen angelockt, ging er nach Lissabon und besuchte die neu entdeckten Inseln Madeira, die kanarischen Inseln und die Azoren. Auf diesen Reisen wurde ihm die Vermutung, man müsse auch nach Indien kommen, wenn man westlich, gerade in das offene Meer hineinsteuere, durch mancherlei Erscheinungen zur festen Überzeugung. Portugiesische Seefahrer hatten zuweilen seltenes Rohr, künstlich geschnitzte Stäbe, ja einmal sogar Leichname von eigentümlicher Bildung von Westen her an die Küsten der Azoren antreiben sehen. Es war der feurigste Wunsch des Kolumbus, selber eine Entdeckungsreise nach Westen machen zu können: deshalb wandte er sich um Unterstützung an den König von Portugal, aber ohne Erfolg. Da ging er zum Könige von Spanien, der damals einen langen Krieg zur Unterwerfung der Mauren im südlichen Spanien führte. Dieser nahm Kolumbus achtungsvoll auf und legte dessen Plan einigen gelehrten Männern zur Prüfung vor. Von diesen mußte Kolumbus seltsame Einwendungen hören. Die einen meinten, je weiter er fahre, desto tiefer müsse er ja von der großen Wasserkugel hinabgleiten, wie er nun wieder heraufkommen . wolle? Andere fragten ihn, ob er sich denn für klüger halte als alle die Millionen Menschen vor ihm; wenn es dort im Westen noch ein Land gäbe, hätten es die Menschen sicher schon gefunden. c. Erste Reise des Kolumbus. Endlich, nach acht Jahren des Wartens, erhielt Kolumbus drei schlecht gebaute Schiffe mit 90 Mann, die alle ungern und gezwungen mitfuhren. Im Sommer 1492 stieß die kleine Flotte unter dem Zurufe unzähliger Zuschauer vom Ufer ab. Glücklich wurden die kanarischen Inseln erreicht; dann gelangte sie bald in das Gebiet des Passatwindes, vor welchem die Schiffe rasch dahinglitten. Der unveränderlich in derselben Richtung wehende Wind beunruhigte die Mannschaft; sie meinte, man werde nicht wieder zurückfahren können. Aber Kolumbus wußte sie zu beruhigen; auch täuschte er sie über die wirkliche Größe des zurückgelegten Weges. Anfang Oktober flogen Scharen von Vögeln in südwestlicher Richtung vorüber; dieselbe Richtung schlug auch Kolumbus ein, denn er war bisher immer westlich gesegelt. Von jetzt an mehrten sich die Anzeichen des nahen Landes; man sing z. B. einen Baumast mit roten Beeren und einen künstlich geschnitzten Stab auf. Die ganze Mannschaft war in gespannter Erwartung. Die Sonne war eben untergegangen; Kolumbus befahl, sorgfältig Wache zu halten, damit sie nicht etwa auf Klippen getrieben würden. Abends gewahrte er ein Licht, aber es verschwand wieder. Da, als der Morgen des 12. Oktober anbrach, feuerte das voraufsegelnde Schiff einen Kanonenschuß ab, und „Land!" „Land!" erscholl es aus dem Mastkorbe. Alle waren voll Wonne und Rührung; unter Thränen stürzten sie einander in die Arme, und aus voller Seele sangen sie: „Herr Gott, dich loben wir!" — Erwartungsvoll stand die ganze Mannschaft auf dem Verdeck; als der Tag anbrach, sah sie eine schöne grüne 1492 Insel vor sich liegen. Dieselbe war mit dem üppigsten Pflanzenwuchse bedeckt, aber von Anbau fand sich auf ihr keine Spur. Die Änwohner nannten sie Guanahani, Kolumbus aber gab ihr den Namen San Salvador, d. i. Heiliger Erlöser. Staunend betrachteten die Eingeborenen die großen Schiffe; als sie aber den Donner der Geschütze hörten, fuhren sie entsetzt zusammen und wähnten, die Angekommenen
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