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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 285

1896 - Breslau : Hirt
Preußens Fall. 285 den Engländern, Preußisch-Polen den Russen an, wenn sie mit ihm Frieden schließen wollten. Er riet Preußen, dem Rheinbünde entsprechend einen norddeutschen Bund zu bilden; zugleich aber drohte er den norddeutschen Staaten sür den Fall, daß sie diesem Bunde beiträten. Auch wiegelte er Schweden gegen Preußen aus. Noch immer konnte sich der König nicht zum Kriege entschließen, weil er kein Zutrauen zum Heere hatte. Die äußere Ordnung desselben, wie sie Friedrich der Große geschaffen, war noch vorhanden; aber es fehlte der Geist, der sie belebt hatte. Die obersten Befehlshaber waren meist Männer über^70 Jahre, die nach dem Dienstalter, weniger durch Verdienst, in diese Stellen gekommen waren. Die jüngeren Offiziere prahlten allerdings genug von der Unüberwindlichkeit des preußischen Heeres; aber sie hatten noch kein Schlachtfeld gesehen. Die gemeinen Soldaten waren größtenteils alt, meistens Familienväter; Sold, Ausrüstung und Bewaffnung waren mangelhaft, die Verpflegung schlecht. Sie hatten zu ihren Führern kein Vertrauen und gehörten zum größten Teile dem Auswurf auswärtiger Nationen an; die eingebornen waren dem Pöbel entnommen: von Vaterlandsliebe und Begeisterung war bei ihnen wenig die Rede. Hierzu kam, daß die Kaffen leer waren. Aber die kriegerische Stimmung im Volke wuchs von Tag zu Tag, und so entschloß sich der König endlich mit schwerem Herzen zum Kriege. Rußland sagte seine Hilfe zu; Österreich und England hielten sich fern; Sachsen trat gezwungen dem Bündnisse bei. Friedrich Wilhelm verlangte von Napoleon als Zeichen friedlicher Gesinnung, daß er feine Truppen über den. Rhein zurückziehe. Während man in Berlin noch auf eine Antwort wartete, war Napoleon schon mit 220000 Mann, die teils noch in Süddeutfchlaud gestanden hatten, teils von dem Rheinbünde gestellt waren, in Sachsen und Thüringen. Das preußische Heer (etwa 130000 Mann) führte der 72 jährige Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig; er nahm seine Stellung bei Jena und Weimar. Prinz Louis Ferdinand brach mit 6000 Mann gegen Saalseld auf, um Napoleon im Vorrücken aufzuhalten. Es kam zum Kampf; der tapfere Prinz wollte weder fliehen, noch sich ergeben und starb den Heldentod (10. Oktober). Am 14. Oktober u. on. erfolgte die Doppelfchlacht bei Jena und Auerstädt. Das Haupt-1806 Heer, bei dem sich der König befand, wurde vom Herzog von Äraun-schweig befehligt und stand bei Auerstädt; das andere, bei Jena, führte Fürst von Hohenlohe. Die Königin Luise hatte ihren Gemahl im Lager besucht, auf der Rückreise hörte sie schon den Kanonendonner. Auf beiden Schlachtfeldern fochten die Preußen und Sachsen mit Tapferkeit; allein es fehlte die einheitliche Leitung. Im entscheidenden Augenblicke wurde Herzog Ferdinand von einer Kugel getroffen, die ihm beide Augen raubte. Da fehlte jeder einheitliche Oberbefehl; beideheere wurden geschlagen. Der Verlust aus dem Schlachtfelde war zwar groß — 12000 Mann tot, 15000 gefangen —; aber die Waffenehre des preußischen
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