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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 325

1896 - Breslau : Hirt
Ursache und Ausbruch des deutsch-französischen Krieges/ 325 Spaltung ihnen vielfach Gelegenheit zum Angriff und zur Einmischung gegeben. Durch die Errichtung des Norddeutschen Bundes unter Preußens Führung hatte Deutschland einen großen Schritt zu seiner Einigung und Selbständigkeit gethan, und das französische Heer empfand es bitter, von dem preußischen in der Waffenehre übertreffen zu sein. Auch Napoleon Iii. bedurfte neuer Siege. Durch Unrecht und Gewalt hatte er den französischen Thron erlangt, durch gewissenlose Mittel suchte er sich auf demselben zu erhalten. Es war ihm sogar gelungen, Frankreich Kriegsruhm und Gebietserweiterung zu gewinnen; aber allmählich fühlte er doch den Boden unter seinen Füßen wanken. Besonders hatten es ihm die Franzosen übel genommen, daß er 1866 nicht rechtzeitig eingegriffen und die Einigung Deutschlands nicht gehindert hatte. Zunächst versuchte er, Preußen ohne Krieg zur Abtretung deutscher Grenzgebiete zu bewegen; als ihm dies aber nicht gelang, beschloß er, vom Bolk gedrängt, „Rache sür Sadowa" zu nehmen und Preußen in einem gewaltigen Kriege niederzuwerfen. Mit großen Anstrengungen hatte er seine Armee seit 1866 neu eingerichtet und verstärkt und suchte nur noch nach einem Vorwande, Preußen den Krieg zu erklären. Ein solcher war bald gefunden. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Königin Jsabella entthront und vertrieben. Seitdem herrschte große Verwirrung in diesem Lande; um derselben ein Ende zu machen, trug die herrschende Partei im Jahre 1870 dem katholischen Erbprinzen Leopold von Hohen-zollern die spanische Königskrone an. Prinz Leopold, ein Sohn des Fürsten Anton von- Hohenzollern, der sein Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen an Preußen abgetreten hatte, war durch seine Gemahlin mit dem portugiesischen Hofe, durch seine Mutter mit dem Kaiser von Frankreich nahe verwandt. Er erklärte sich zur Annahme der spanischen Krone bereit. Dagegen erhob aber Frankreich seine Stimme. Es fürchtete durch die Erhebung eines Prinzen von Hohenzollern eine neue Zunahme der preußischen Macht und drohte mit Krieg, wenn der Plan nicht rückgängig gemacht würde. Da verzichtete Prinz Leopold freiwillig auf die ihm angebotene Königskrone, welchen Schritt König Wilhelm billigte. Dennoch war man in Paris nicht zufrieden gestellt; der französische Botschafter Benedetti reiste nach Ems, wo König Wilhelm zu seiner Erholung weilte, und forderte von diesem, er solle ein Entschuldigungsschreiben an den Kaiser Napoleon richten, daß er dem Prinzen nicht schon früher die Annahme der Wahl untersagt habe, und zugleich versprechen, niemals gestatten zu wollen, daß ein Hohenzoller in Spanien als Thronbewerber auftrete. Der König wies die Zumutungen des Franzosen aufs würdigste zurück, und als dieser ihn fortwährend belästigte, wandte er sich an den Adjutanten mit den Worten: „Sagen Sie doch diesem Herrn, daß ich ihm weiter nichts mitzuteilen habe." Die Franzosen sahen in dieser Abfertigung ihres Gesandten die Ehre Frankreichs verletzt und behaupteten, daß Preußen bereits zum Kriege
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