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1. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 304

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
304 12. Irrfahrten und Heimkehr des Odysseus. 1. Odysseus bei den Cyklopen. Ein Sturm verschlug Odysseus nach der Insel (Sizilien), wo die Cyklopen hausten, ungeschlachte Riesen mit einem einzigen Auge vor der Stirn. Mit zwölf Gefährten begab sich Odysseus in die Höhle des Cyklopen Polyphem. Sie fanden ihn nicht daheim, beschlossen aber, seine Rückkehr zu erwarten. Am Abend kam er mit seiner Schafherde, trieb diese in die geräumige Höhle, verrammelte den Eingang mit einem ungeheuren Felsstück und zündete schließlich ein Feuer an. Erst beim Scheine desselben entdeckte er die Gäste. „Wer seid ihr?" brüllte er sie an. Odysseus faßte sich ein Herz und sprach: „Wir sind Griechen, die von Troja zurückkommen. Nimm uns gastfreundlich auf; denn Zeus beschirmt die Schutzflehenden." Statt aller Antwort ergriff der Riese zwei der Griechen, schmetterte sie gegen den Boden, daß ihr Gehirn umherspritzte, und fraß sie auf. Dann legte er sich zum Schlafe nieder. Gern hätte Odysseus ihm jetzt sein Schwert in die Brust gestoßen; aber wer sollte dann den Stein von dem Eingänge der Höhle fortschaffen? Er mußte einen andern Plan ersinnen. Am andern Morgen verspeiste Polyphem abermals zwei Griechen; dann trieb er seine Herde aus, vergaß aber nicht, den Felsblock wieder vor die Höhle zu schieben. Als er abends wieder zwei seiner Gäste verzehrte, reichte ihm der listige Odysseus einen Schlauch mit Wein, den man vom Schiffe mitgebracht hatte. „Da, trink, Cyklop," sprach er; „auf Menschenfleisch schmeckt Wein gut!" Polyphem trank mit Behagen. „Wie heißt bu?" fragte er schmunzelnb. — „Ich habe einen wunberlichen Namen, Niemanb heiße ich." — „Nun, mein lieber Niemanb, zum Dank für beiue Gabe will ich bich zu allerletzt verspeisen." Bald lag der trunkene Riese in festem Schlafe. Da nahmen die Griechen einen vorher zugespitzten Pfahl, machten ihn im Feuer glühend und bohrten ihn dann mit Macht in des Cyklopen Auge. Es zischte, wie wenn man heißes Eisen in Wasser hält. Der Riese stieß ein fürchterliches Gebrüll aus, so daß die benachbarten Cyklopen vor die Höhle kamen und fragten: „Was hast du? Will dich jemand ermorden?" „Niemand tut mir ein Leid," schrie Polyphem, „Niemand will mich ermorden!" „Nun, wenn bir niemanb etwas tut, so laß das Brüllen!" sagten die Nachbarn und gingen fort. Die Griechen aber saßen in den Winkeln der Höhle und freuten sich. Am solgenben Morgen setzte sich der geblenbete Riefe an den halb- geöffneten Ausgang der Höhle und streckte tastenb seine Arme über die hinausgehenbeu Schafe, daß keiner der Griechen ihm entkomme. Obyfseus aber hatte je brei starke Böcke zusammengebunben und unter dem mittleren jedesmal einen Gefährten befestigt; er selbst kroch unter den stärksten Widder und hielt sich mit Händen und Füßen in der Wolle fest. Zärtlich streichelte Polyphem das Tier und sprach: „Bist du heute der letzte, mein Liebling? Trauerst du vielleicht um beinen Herrn? Ja, hätte ich den tückischen Niemanb, so sollte balb sein Gehirn an den Felsen spritzen." Damit entließ er den Wibber, unter beffen Bauche Obyfseus hing. Dieser banb braußen eiligst seine Gefährten los; glücklich gelangten sie ins Schiff und stießen vom Lanbe. „He, Cyklop!" rief jetzt höhnenb Obyfseus, „bu fraßest mir sechs Genossen; aber bafür
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