1896 -
Hannover
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Tecklenburg, August, Weigand, Heinrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Maschine machte die Eisenbahn dem Güter- und Personenverkehr im großen nutzbar. In den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts wurden die ersten Eisenbahnen mit Dampfbetrieb gebaut. Die älteste im deutschen Lande ist die von Nürnberg nach Fürth. Seit der Zeit haben sich die Eisenbahnen derart vermehrt, daß es heute kaum noch ein Dorf giebt, das nicht in nächster Nähe eine Eisenbahn hätte oder mehr als einige Stuudeu davou entfernt läge. Mit der Eisenbahn hat auch der Landstraßenbau gleichen Fortschritt gehalten, so daß uuser Laud jetzt mit Eisenbahnen und Landstraßen wie mit einem Spinngewebe überzogen ist, und jeder Ort bequem erreicht werden kann.
2. Weite Wegstrecken, die sonst mühsam und mit Gefahr zurückgelegt wurden, werden heute schnell und bequem mit der Eisenbahn befahren, und das Reisen kostet weniger Geld als früher. Ein Brief, den man jetzt in 11/2 Tctg für 10 Pfg. durch gauz Deutschland schickt, mußte zur Zeit der alten Posten mehrere Wochen gehen und wohl mit 3 Mark bezahlt werden. Mit der Paket- und Frachtbeförderung war es noch schlimmer. Der Kaufmann bestellt jetzt seine Ware brieflich und hat sie in wenigen Tagen im Hanse. Der Bauer kann ohne großen Zeitverlust seine Einkäufe in der Stadt machen und die Erzeugnisse seiner Vieh- und Feldwirtschaft zum Verkauf dorthin bringen. Er kann Kunstdünger und Futtermittel billig aus der Stadt beziehen und seiuen Überfluß schnell nach anderen Orten senden, denen seine Erzeugnisse mangeln. Übergroße Teuerung oder gar Hungersnot, wie sonst, können jetzt nur schwer entstehen; denn die Eisenbahn schafft jedes brauchbare Ding schnell an seinen rechten Ort und läßt es zu seinem rechten Werte kommen. Sie ist daher der Menschheit zum großen Segen geworden.
3. Aber auch manches Unheil hat die Eisenbahn im Gefolge. Das bequeme und billige Reisen hat manchen verlockt, der Heimat leichtsinnig den Rücken zu kehren und in der Frembe feilt Glück zu suchen. Viele, die sonst in der Lanbwirtschaft Arbeit und Brot fanden, eilen jetzt den großen Städten zu, weil sie glauben, bort wär's besser als auf dem Dorfe. Viele von ihnen sin den aber in den Fabriken und dumpfen Gassen der Stadt ein Leben, das gar bald Leib und Seele verdirbt. So wachsen die Städte, und dem Lande mangeln die Arbeiter; die Stadtverwaltungen wissen oft nicht, wo sie Arbeit und Brot für die hungernden Armen hernehmen sollen, während der Bauer die Arbeit zur Erntezeit oft nicht zu bewältigen weiß. Dazu sin beit die Erzeugnisse frember Länber jetzt immer leichteren Zutritt in unsere Gauen und machen unser Volk in dem Maße von der Frembe abhängig, als sie seine Bedürfnisse mehreu und die Bodenbestellung verändern. So mindert z. B. die große Einfuhr von fremdem Getreide den Körnerbau, die Einfuhr der Baumwolle den Flachsbau, während andererseits dadurch der Rübenbau und die Fabriken vermehrt werden.
4. Wie die Eisenbahnen ans dem Lande, so besorgen jetzt Dampfschiffe den Verkehr ans den Flüssen und Meeren. Zn gleicher Zeit