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1. Ergänzungsheft für die Provinz Hannover - S. 22

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
2. Schon der Vater des Kurfürsten Ernst August hatte die Stadt Hannover zur festen Residenz erwählt und daselbst an der Leine ein Fürstenschloß erbauen lassen. Seit der Zeit gewann die Stadt, die im dreißigjährigen Kriege .wenig gelitten hatte, immer mehr an Glanz und Größe. Herrenhausen hatte durch den Bruder lind Vorgänger Ernst Augusts ein großes Lustschloß erhalten. Italienische Baumeister entwarfen dazu den Plan, italienische Maler zierten es mit Gemälden und französische Gärtner legten um das Schloß nach französischen Vorbildern einen prachtvollen Lustgarten an. Als knrfürst-liche Residenz wurde Hannover noch mehr ausgezeichnet. Es erhielt Kunstsammlungen, Oper und Musikkapellen. Hosadel, Offiziere, Gelehrte, unter denen Leibnitz der berühmteste ist, sowie zahlreiche Beamte sammelten sich daselbst. Besondern Einfluß gewannen auch hier die Franzosen. Sprache, Kleider, Speisen, Hausrat, Tänze, Musik — alles mußte französisch sein. Es wurde eine übertriebene Pracht bei Festlichkeiten, Gastmählern und Gelagen entfaltet, und mit der französischen Sitte nahm auch französische Unsitte am kurfürstlichen Hofe zu Hannover überhand. 3. Ganz anders gestaltete sich nun auch die Verwaltung des Landes. Alle Landesangelegenheiten sollten von Hannover aus geleitet werden. Zu diesem Zwecke setzte der Kurfürst das Geheime Ratskollegium ein, dem alle Staats-, Militär-, Universitäts-, Polizei- und Gnadensachen zugewiesen waren. Die Kammer, verwaltete die Einkünfte des Landes. Unter der Kammer standen die Ämter; das waren die Domänen mit den zugehörigen Ortschaften; der oberste Beamte darin war der Amtmann, der die herrschaftlichen Gefälle hob und die Landes-, Gerichtsund Polizeiverwaltung übte. Nur die Städte hatten eigene Gerichte und Polizei. — Auch das Heerwesen ordnete Ernst August neu. Dabei richtete er sich nach dem Beispiele des großen Kurfürsten von Brandenburg. Bei Lebzeiten Ernst Augusts bestand das Heer aus etwa 1500 Reitern und 6000 Infanteristen. Nachdem Lüneburg-Celle zum Kurfürstentum gekommen, stieg das Heer aus 14000 Mann Infanterie, 5000 Mann Kavallerie, etwa 200 Gardisten und 200 Artilleristen. Diese Truppen waren in Regimenter, Bataillone und Kompagnien eingeteilt und so untergebracht, daß selbst die kleinsten Städte des Landes Garnisonorte waren. Als oberste militärische Behörde galt die Kriegskanzlei in Hannover. — Die Kosten des kurfürstlichen Hofhalts, des stehenden Heeres und der Landesverwaltung konnten aus den Erträgen der Domänen und der „Beden", welche die Stände der einzelnen Fürstentümer bewilligten, längst nicht mehr gedeckt werden. Daher führte der Kurfürst, gleichfalls nach brandenburgischem Beispiele, die indirekte Steuer, „Licent" genannt, ein. Ihr folgte alsbald die erste direkte und regelmäßige Landessteuer, welche jeden Kopf der Familie, gleichviel ob reich, ob arm, mit der gleichen Abgabe belegte. Das war das Kopfgeld, wodurch besonders der arme Mann hart bedrückt wurde.
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