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1. Altertum und Mittelalter - S. 139

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 139 - auf den Holzstoß gehäuft, dafür gab man jedem feine Rüstung, manchem auch fein Streitroß ins Feuer mit. Die Grabstätte bildete ein Rafenhügel, denn der Denkmäler stolze, türmende Pracht verschmähte man, als die Abgeschiedenen drückend. Klagen und Thränen legten die Deutschen schnell ab, langsam Betrübnis und Schmerz; Frauen, meinten sie, zieme Trauer, Männern Andenken. Aus den Nachrichten der Alten über das germanische Religionswesen lernen wir, daß unsere Vorfahren ihre Abhängigkeit fühlten von höheren Mächten, deren Walten sie in der Natur wie im Menschenleben ahnten und erkannten; daß sie bemüht waren, den Willen dieser Mächte zu erforschen und ihr Denken und Handeln darnach zu ordnen; daß sie denselben durch Opfergaben und Gebete in den Tagen des Glückes und des Segens ihren Dank darbrachten und in den Tagen der Not und Angst deren Gnade und Hilfe erflehten oder ihren Zorn zu sühnen suchten; daß sie zu Stätten ihrer Verehrung Wälder und Haine, Flüsse und Quellen erkoren, wo sie im Schatten geheiligter Baume ihre Steinaltäre erbauten, ihren blutigen Opferdienst feierten und sich in Demut vor der Nahe der Unsichtbaren beugten. Ihr oberster Gott hieß Wodan oder W ii ota n (nordisch Odin), der Allvater und höchste Lenker der Welt, der den Menschen und allen Dingen Gestalt und Schönheit giebt, von dem die Dichtkunst ausgeht und der Sieg im Kampfe kommt, von dem aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes wie überhaupt die mancherlei irdischen Güter und Gaben abhängen. Als König der Götter thront er in feiner Himmelsburg auf einem Hochsitz, von leuchtendem Golde gefertigt, von wo aus er mit feinem einzigen Auge die Erde und die Wohnungen der Menschen überschaut. Mau dachte ihn sich in vollem Waffenschmuck, mit Helm, Schwert und Speer auf weißem Rosse die Lüfte durchschneidend oder an der Spitze seiner Helden, des „wilden Heeres", auf die Jagd ausziehend. Ihm waren besonders die Berge geweiht, und als fein heiliger Wochentag galt der Mittwoch. Wodan umarmte die Erde, da gebar sie dem Himmelskönig den kraftvollsten und erhabensten seiner Söhne, den Donar, nordisch Thor genannt. Er ist seines Vaters rechte Hand, gebietet über Wind, Regen und Wolken und kündigt sich durch Wetterstrahl und rollenden Donner an, ist aber bei aller Furchtbarkeit den Menschen freundlich gesinnt und der treue Beschützer der Landleute, die zu ihm um Segen und um Gedeihen ihrer Saaten flehten. In der Vorstellung der alten Germanen lebte er gewöhnlich als der rotbärtige Donnerer, der zürnend in feinem Wagen baherrollt, mit der Linken das Bockgefpann lenkend, mit der
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