1894 -
Halle a.S.
: H. Peter
- Autor: Schmelzer, A.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
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mußte insbesondere versprechen, Liebe zu üben gegen alle Glaubensgenossen. Ein Jahr später bildete sich ein zweiter, 1119 ähnlicher Verein, der Templerorden, der seine Benennung der Lage seines Ordenshauses in der Nähe des salomonischen Tempels verdankte. Neun französische Ritter, an ihrer Spitze Hugo von Pa Yens, faßten nämlich in dem bezeichneten Jahre den Entschluß, Mönchtum und Rittertum mit einander zu verbinden und am Grabe des Erlösers sich zugleich dem keuschen und andächtigen Leben sowie der tapfern Beschirmung des heiligen Landes und der Geleitung der Waller durch gefährliche und unsichere Gegenden zu widmen. Diese Hervorkehrung der kriegerischen Seite in der neuen Verbrüderung wirkte auch auf die Johanniter zurück, welche nun ebenfalls neben den drei Mönchsgelübden noch ein viertes, die Verteidigung der Pilger und den Kampf gegen die Ungläubigen, unter die Pflichten ihrer Ordensglieder aufnahmen. Sämtliche Templer standen unter einem Großmeister, den sie selbst aus ihrer Mitte erwählten, und schieden sich in drei Klassen: in Ritter, Geistliche und dienende Brüder, welche letzteren entweder als bewaffnete Knechte ins Feld zogen oder als Handwerker die häuslichen Geschäfte der Niederlassung besorgten. Ihre Kleidung war eine rein geistliche, wozu in der Folge noch ein weißer Mantel mit einem einfach roten Kreuze kam; ihr Banner trug die Farben schwarz und weiß, ihr Wappen zeigte zwei Ritter auf einem Roß, und ihr Schlachtruf lautete, wohl mit Beziehung darauf, „Beauseant" d. i. „schöner Sitz". Auch die Hospitaliter besaßen einen selbsterwählten Hochmeister, hatten eine eigene Tracht (schwarzer Mantel mit weißem Kreuz) und ein eigenes Banner (weißes Kreuz in rotem Felde) und zerfielen in dienende Brüder, denen die Pflege der kranken oder verwundeten Wallfahrer oblag, in Priester, die das Religionswesen leiteten, und in Ritter, welche gegen die Ungläubigen kämpften und die Pilger auf ihrem Wege nach den heiligen Orten beschützten. Beide Genossenschaften erwarben sich durch ihre friedliche wie durch ihre ' kriegerische Thätigkeit hohe Achtung und Anerkennung und gelangten durch Schenkungen und Vermächtnisse zu großen Reichtümern, die es ihnen erlaubten, oft ganze Heere ins Feld zu stellen.
Während Bernhard von Clairvaux, der den unglücklichen Ausgang „seines" Kreuzzuges höchst schmerzlich empfand, umsonst alles aufbot, um die Flamme der Begeisterung aufs neue unter den Völkern des Abendlandes zu entzünden, zeigten sich im Morgenlande die ersten traurigen Wirkungen des verfehlten Unternehmens. Durch die Mißerfolge der mächtigsten