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1. Altertum und Mittelalter - S. 281

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 281 — übten die Kreuzzüge den größten Einfluß aus, auch in Bezug auf die Umgestaltung der europäischen Lebensverhältnisse und die Entwickelung der geistigen Bildung des Mittelalters waren sie von den weittragendsten Folgen. Der Abendländer wurde durch die Kenntnis ferner Staaten und Völker, fremder Sitten und Gebräuche, verschiedenartiger Anschauungen und Gewohnheiten zum Nachdenken über seine heimischen Zustände veranlaßt und in seinen beschränkten Begriffen über Welt und Menschheit aufgehellt; sein Gesichtskreis erweiterte sich, der Orient mit seinen Wundern und Heiligtümern rückte ihm näher, und manche Einrichtung desselben fand bei ihm Eingang. Die Pilgerfahrten mit ihren romantischen Waffenthaten und seltsamen Abenteuern bereicherten den alten Sagenschatz und regten die dichterische Phantasie zu neuem Schaffen und Erfinden an, und auch die andern Künste, die Architektur und Bildhauerkunst, die Malerei und Musik, stiegen durch die Bekanntschaft mit fremden Meistern, durch das Anschauen fremder Vorbilder zu höheren Emwickelungsstufeu empor. Nicht minder förderlich waren die Kreuzzüge den Wissenschaften, in welchen die Europäer, namentlich auf dem Gebiete der Erd- und Völkerkunde, der Astronomie, Naturwissenschaft und Medizin, durch eigene Erfahrung wie durch den Verkehr mit den Saracenen bedeutende Fortschritte machten. Vor allem erzeugte die Verbindung mit dem Osten, die auch nach dem Verlust des heiligen Landes nicht aufhörte, einen lebhaften Handel und damit einen vermehrten Wohlstand der Städte, wie denn die Macht und der Reichtum von Venedig, Genua, Florenz, Pisa und anderen italienischen Orten zu jener Zeit begründet wurden. Eine tiefgehende Umgestaltung erfuhren infolge der Kreuzzüge die verschiedenen Stände. Daß zunächst die Kirche und Geistlichkeit durch den frommen Eifer der Wallbrüder an Ansehen und Einfluß gewonnen, erscheint nur natürlich, da die Päpste als die Urheber und Leiter der ganzen Bewegung galten und die Pilgerheere vorzugsweise für die Herrschaft des Kreuzes Christi und damit zugleich für die Machtstellung des apostolischen Stuhles stritten. Als die Statthalter Petri indes ihren Einfluß auf die Gemüter und ihre Stellung an der Spitze des Abendlandes zur Erreichung ihrer weltlichen Zwecke auszunutzen begannen, schwand die Achtung vor ihnen bald dahin, und ihr Ansehen sank eben so schnell, wie das Feuer der Begeisterung für die Heerfahrten nach Osten erlosch. Ein anderer Gewinn, den die Kirche aus den Kreuzzügen davontrug, wurde geradezu die Ursache ihres inneren Verfalls. Sie hatte durch Schenkungen und Vermächtnisse frommer Christen, welche den heiligen Krieg zu unterstützen wünschte»,
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