Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Altertum und Mittelalter - S. 320

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 320 — ihr mächtiges Haus, und zu Bergen in Norwegen, der vierten großen Kolonie des Bundes, war der wichtigste Stadtteil in den Händen der Deutschen, und mehr als 3000 Kaufleute, Schiffer und Handwerker führten dort ein ziemlich gewalttätiges Regiment. Die Niederlassungen als solche trieben keine Geschäfte, sie schützten und sicherten nur den hanseatischen Handel in den weiten Gebieten, für welche sie die Mittelpunkte bildeten; daher durften auch ihre Angehörigen, meist junge und kräftige Männer, im fremden Lande sich nicht verheiraten oder das Bürgerrecht annehmen, und immer mußten sie bereit sein, mit dem Schwerte ihre Interessen zu wahren. Wo es diese galt, scheute die ^ansa selbst den Kampf mit Königen nicht, sondern trat ihnen*kühn und fast immer glücklich entgegen; die Beherrscher der nordischen Reiche wurden oft zu schmählichen Friedensbedingungen gezwungen, in Dänemark und Schweden konnte sogar lange Zeit kein Fürst den Thron besteigen ohne Zustimmung und Bestätigung des Bundes. Im 15. Jahrhundert begann indes derselbe infolge innerer Zwietracht und wachsenden äußeren Widerstandes allmählich an Macht und Bedeutung zu verlieren, und die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien, durch welche der Welthandel eine ganz veränderte Richtung erhielt, beschleunigte seinen Verfall. Ein Glied nach Dem andern sagte sich von ihm los, und der dreißigjährige Krieg, in dem so manche mittelalterliche Schöpfung ihren Untergang fand, war auch das Grab der Hansa. Während die Bürgerschaften den erfreulichsten Aufschwung nahmen, gerieten die Bauern immer tiefer in Knechtschaft, Armut und Elend. Durch die ewigen Kriegsdrangfale veranlaßt, gab mancher gemeinfreie Landbewohner fein von den Vätern ererbtes Gut dahin, um es von der Kirche oder einem weltlichen Herrn gegen Zins und Leistungen zurückzuerhalten: und wer sich nicht freiwillig in den Schutz und Dienst eines Mächtigeren stellte, wurde mit Gewalt zur Untertänigkeit gezwungen. Schrecklich aber waren die Leiden, welche die Bedauernswerten in der unseligen Zeit des Faustrechts zu erdulden hatten. Durch die steten Fehden und bürgerlichen Kämpfe wurden ihre Hütten niedergebrannt und ihre Felder verwüstet; die ihnen aufgebürdeten Frondienste, Zehnten und Steuern waren endlos, so daß sie kaum das nackte Leben zu fristen vermochten; mit Gut und Habe, Ehre und Dasein der Willkür der Herren verfallen, sahen-sie sich nicht allein jeder Quälerei preisgegeben, sondern geradezu als Sache behandelt und nicht selten gleich einem Stück Vieh verkauft. Bis ins Grab hinein wurden die armen Leute von der Raubgier ihrer Gebieter verfolgt, benn biefe nahmen dem Gestorbenen noch fein
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer