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1. Neuzeit - S. 162

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 162 — dazu beitrügen, die kaufmännische Thätigkeit zu begünstigen, befahl der Kurfürst, überall die Brücken, Dämme und Wege auszubessern und Krüge und Wirtshäuser an den Landstraßen anzulegen. Ein Hauptbestreben Friedrich Wilhelms ging dahin, die religiöse Duldung in seinem Staate heimisch zu machen und insbesondere die Lutheraner und Reformierten mit einander zu versöhnen. Die Zänkereien zwischen den Angehörigen der beiden evangelischen Bekenntnisse nahmen nicht selten einen geradezu häßlichen Charakter an, namentlich waren es die lutherischen Geistlichen, welche sich durch heftige Schmähung der gegnerischen und doch im Grunde so nahestehenden Glaubenspartei hervorthaten. Der Kurfürst versuchte zuerst durch vernünftiges Zureden den Frieden herbeizuführen und veranstaltete 1662 ein Religionsgespräch zu Berlin, scheiterte aber mit allen seinen Bemühungen an dem eigensinnigen Eifer der auf die Gerechtigkeit ihrer Sache pochenden Herren. Da entschloß er sich zu strengen Maßregeln, erließ eine scharfe Verordnung wider das gegenseitige Verunglimpfen von den Kanzeln und verlangte von den Geistlichen, daß sie sich durch ihre Unterschrift zur genauen Befolgung des Edikts verpflichteten. Die meisten derselben fügten sich, viele aber verweigerten die geforderte Erklärung als mit ihrem Gewissen nicht vereinbar, und der Kurfürst entsetzte, um durch ein Beispiel zu schrecken, zwei der angesehensten lutherischen Prediger Berlins ihres Amtes, darunter den berühmten Liederdichter Paul Gerhardt. So achtungswert die Überzeugungstreue des letzteren auch war, Friedrich Wilhelm hatte von seinem Standpunkte doch gewiß recht, wenn er dem ärgerlichen Hader ein für allemal einen Riegel vorschieben wollte. Zudem entsprang sein Verfahren keineswegs der Gleichgiltigkeit gegen Religion und religiöse Bekenntnisse, er besaß vielmehr einen durch und durch frommen Sinn und zeigte sich seinem reformierten Glauben aufrichtig ergeben. Er brachte alle seine Anliegen im Gebet vor Gott, ließ die Psalmen und das neue Testament nie von sich, besuchte regelmäßig die Kirche, ordnete in ernsten Zeiten Bußtage, nach erfochtenen Siegen Dankfeste an, hielt auf strenge Heiligung des Sabbats und verbot nachdrücklichst das Fluchen und Lästern. Und wie fest die evangelischen Ansichten in ihm wurzelten, beweisen seine Worte bei Ablehnung der ihm 1669 angetragenen polnischen Königskrone, deren Annahme den Übertritt zum Katholicismus bedingt hätte: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun." Hatte es Friedrich Wilhelm verstanden, während der frühe- *
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