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1. Neuzeit - S. 356

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 356 — tages und den Abgeordneten der süddeutschen Bevölkerung bestehenden Zollparlaments, das in Gemeinschaft mit dem Zollbundesrat die gesetzgebende Gewalt in handelspolitischen Dingen übte. Je mehr in den Sitzungen des Zollparlaments, das im April 1868 zum erstenmale tagte, das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller deutschen Stämme genährt wurde, um so dringender machte sich das Verlangen geltend, eine noch innigere Vereinigung derselben, eine Ausdehnung des norddeutschen Bundes auch auf die süddeutschen Staaten herbeigeführt zu sehen Doch Gras Bismarck wies die dahingehenden Anträge beharrlich zurück, um dem mißgünstigen und übelgesinnten Frankreich keinen Anlaß zu Feindseligkeiten zu geben, bis dieses in der frevelhaftesten Weise, ohne jeden stichhaltigen Grund einen Krieg entzündete, der ihm selbst zum Verderben gereichte und unserm Vaterlande die ersehnte volle Einheit brachte. Im September 1868 war in Spanien durch einen der dort häufigen Militäraufstände die Königin Jsabella entthront und eine provisorische Regierung errichtet worden. Um der darauf folgenden Verwirrung ein Ende zu machen, trug die 1870 herrschende Partei im Frühjahr 1870 die Krone dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern an, der sich auch nach einigem Zögern zu ihrer Annahme bereit erklärte. Darin erblickte Frankreich eine Gefährdung seines Ansehns und seiner Sicherheit, und Napoleon Iii ließ durch seinen Botschafter Benedetti an den eben im Bade Ems weilenden König Wilhelm das Verlangen stellen, daß er dem Prinzen Leopold die Verzichtleistung auf den spanischen Thron anbefehle. Der König meinte hierzu kein Recht zu haben, da der Prinz in seinen Entschlüssen vollkommen frei fei; doch trat der letztere alsbald ans eigenem Antriebe von der Kandidatur zurück, um fein Vaterland nicht in einen Krieg zu stürzen. Mit diesem Ergebnis hätte die französische Regierung mehr als zufrieden sein können, wenn nicht von der Kaiserin Engenie, den Ministern Ollivier und Gramont sowie von den meisten Tagesblättern geflissentlich auf einen Bruch mit Preußen hingearbeitet worden wäre. Benedetti mußte deshalb am 13. Juli von dem Könige Wilhelm das förmliche Versprechen fordern, für alle Zukunft verhindern zu wollen, daß ein Hohenzoller als Thronbewerber in Spanien auftrete. Der König lehnte natürlich eine solche Zumutung ab, und als der Botschafter trotzdem noch eine zweite und dritte Audienz nachsuchte, erhielt er durch den Adjutanten Fürst Radziwill den Bescheid, daß ihm der Monarch nichts weiter mitzuteilen habe. Am 15. Juli bewilligte die französische Kammer mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit die nötigen Mittel zum Kriege, und
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