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1. Neuzeit - S. 396

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 396 — zarten und gemütvollen, tm die besten italienischen Poesien er* innernden Drama „Torquato Tasso" und in dem durch lebendige Schilderung und treffliche Charakterzeichnung hervorragenden Trauerspiel „Egmont", welche Werke bald nach Goethes Rückkehr über die Alpen an die Öffentlichkeit traten Nirgends aber erstrahlt des Dichters tiefes Erfassen und künstlerisches Gestalten so glänzend hell wie in dem großartigen Drama „Faust", der unvergleichlichen Arbeit eines ganzen Lebens, die der geniale Meister schon in der Jugend begann ■ und erst ein Jahr vor seinem Tode beendete. Von bedeutendem Einfluß auf sein poetisches Streben und Schaffen war auch sein inniges Freundschaftsverhältnis zu Schiller, dessen Natur die feinige in der glücklichsten Weise ergänzte, und der ihn eben so sehr anregte und förderte, wie er selbst von ihm Anregung und Förderung erfuhr. Als das wichtigste Produkt der gemeinsamen Wirksamkeit beider Männer gelten die „Xenien", Epigramme nach altrömischer Art, worin sie der gesamten abgeschmackten und oberflächlichen Tageslitteratur in satirischen Ausfällen zu Leibe gingen. Von Goethe entstammen außerdem dieser Periode die Tierfabel „Reinecke Fuchs", die Balladen „Erlkönig" und der „Sänger", der Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre", worin er das bürgerliche Leben nach den verschiedenen Ständen und Verufszweigen und namentlich das Schauspiel-tocfen und die Welt der darstellenden Künstler unübertrefflich zu schildern weiß, die reizende Idylle „Hermann und Dorothea", in welcher eine ältere Begebenheit mit glücklichem Takte an die großen politischen Zeitereignisse angeknüpft wird, und die Bearbeitung der französischen, von Voltaire verfaßten Dramen „Tancred" und „Mahomet". Später schrieb er die vorzügliche Selbstbiographie „Dichtung und Wahrheit", welche die schätzenswertesten Beitrüge zur Kenntnis der Sitten-nnd Litteraturgeschichte, der Personen und Zustände seiner Jugendzeit liefert, und jene Reihe kleiner Erzählungen, die als „Wilhelm Meisters Wände r jähre" erschienen und die harmonische Organisation der Gesellschaft anstrebten. Die Tage seines hohen Greifenalters verbrachte er in stiller Zurückgezogenheit, geistig frisch und thätig bis zum Tode, der ihn am 22. März 1832 von der Erde hinwegnahm. So unerreicht auch Goethe dasteht, so sind doch seine Dichtungen nicht in dem Maße Eigentum des Volkes geworden wie 1759 die Friedrichs von Schiller. Derselbe wurde am 10. 1&05 November 1759 zu Marbach in Schwaben als Sohn eines a würtembergischen Hauptmanns geboren und mußte auf den Wunsch des Herzogs die von dem letzteren auf dem Lustschlosfe Solitude gegründete und dann nach Stuttgart verlegte Karls-
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