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1. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 51

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 51 — Gehorsam bequemen und die zugemutete leidentliche Garnison einnehmen, so sollt Ihr Euch gewißlich wohl dabei befinden. Auf den unverhofften Gegenfall aber, da Jhr's zum Ernst geraten lasset und so lange warten solltet, bis wir's uns selbst annehmen und die Stück aufziehen und pflanzen lassen, Ihr werdet Euch keines andern als dero gänzlichem Verderben, Ruin und Untergang zu versehen haben". Auch durch diese Drohung ließen die Bürger sich nicht schrecken. Ihre Antwort daraus war ein Ausfall gegen die Schanzen und Laufgräben, welche von der Walkemühle her am Leinekanal entlang angelegt wurden. 500 Manu und die gesamte Reiterei, an deren Spitze Moritz von Uslar, fielen am Abend des 25. Juni unerwartet aus der Stadt, trieben den Feind aus den Schanzen, zerstörten die angelegten Werke und brachten Spaten, Mäntel, Hacken, Musketen und sonstiges Kriegsgerät als Beute zurück. Dem Rittmeister von Uslar wurde dabei das Pferd unter dem Leibe erschossen. Ende Juni erschien Tilly selbst im Lager bei Grone und begann, seine Drohung wahr zu machen. Am 29. Juni kamen von der Schanze am Galgenberge die ersten Kugeln geflogen. Um die von Norden kommende Straße, auf der Christian von Dänemark erwartet wurde, besser beobachten zu können, verlegte Tilly einen Teil des Lagers nach dem Papenberge, ließ Laufgräben und Schanzen am Kreuzberge anlegen und von hier aus gleichfalls Kugeln gegen die Mauern werfen. Auch der Lohberg erhielt eine Batterie, .unter deren Schutz die Schanzarbeiten gegen das Geismarthor vorgenommen wurden. So war Göttingen rings von feindlichen Truppen und Geschützen bedroht. 3. In der Stadt wurde die Lage von Tag zu Tag bedenklicher. Wohl hielt Besatzung und Bürgerschaft auf den Wällen gute Wacht, und mancher wohlgezielte Schuß brachte Verderben in die Werke und Scharen der Feinde; aber durch die hereingeflüchteten Bauern war die Bevölkerung so sehr angewachsen, daß eine Hungersnot auszubrechen drohte. Schon fand das Vieh, welches man vor der Belagerung in die Stadt getrieben hatte, nicht Futter genug und verendete auf offener Straße, so daß der Schinder die faulenden Kadaver nicht völlig beseitigen konnte. Die brennende Julisonne verstärkte den entstehenden Pesthauch, übertrug ihn auf die Menschen, daß ihrer täglich 50 bis 60 starben. Dazu richteten die feindlichen Kugeln Schaden und Verwirrung an und setzten hier und da die Häuser in Flammen. Eines Tages verschwand auch das Wasser aus dem Stadtgraben. Es war auf Befehl Tillys von Harzer Bergleuten durch einen Stollen abgeleitet worden. Als nun Tilly gar die Sturmleitern anfahren ließ, da ergriff Schrecken die Bewohner; Bürger, Bauern und Soldaten wichen Tag und Nacht nicht mehr von den Wällen. Noch einmal schlug Tilly den Weg der Güte ein und ermahnte den Rat: „Stehet ab von Eurer Halsstarrigkeit, ich werde sonst zu denselben Mitteln greifen, von denen Münden zu erzählen weiß!" Aber die Hoffnung auf baldige Hilfe, welche Christian von Dänemark versprochen hatte, machte die Bürgerschaft standhaft; sie lehnte zum letzten Male Tillys Anerbieten ab. 4*
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