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1. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 52

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 52 — Zeh begann eine böse Zeit. Schon nahte sich der Feind in seinen Laufgraben dem Weenderthore; schon nahm man das Stroh von den Dächern zum Futter für das noch vorhandene Vieh; auf beiden Freudenbogen lagen Haufen uubeerdigter Leichen; am Geismarthore konnte man den Feind nur noch durch gefährliche Ausfälle zurückhalten; kaum vermochte man der überall ausbrechenden Feuersbrünste Herr m werden Wenn doch der König käme! Aber er kam nicht. Da verloren die meisten den Mut und die Hoffnung. Der Feind traf alle Vorbereitungen zum Sturm, ließ aber die Stadt noch einmal auffordern, sich ru ergeben. Als sich nun herausstellte, daß kein Pulver mehr vorhanden sei da war fernerer Widerstand unmöglich. Die Stadt erklärte sich am 1. August bereit, die Thore zu öffnen und fünf Kompagnien von Tillys Truppen aufzunehmen. So blieb Göttingen vor dem 'Ärgsten bewahrt. Am 2. August zog der Feind ein; die dänischen Truppen durften aber als Anerkennung für ihre Tapferkeit mit aller Bagage und fliegenden Fahnen davonziehen. 4. Die Belagerten mußten ihre Standhaftigkeit schwer büßen. Tilly ritt bet seinem Einzuge auf einem Schimmel die Rathaustreppe hinauf und wohnte eine Zeitlang im Hause an der Ecke der Weenderund Barfüßerstraße. Nun mußten die Bürger die Waffen abliefern dem Kaiser huldigen und an Tilly eine Summe von 17000 Thalern als Losegeld zahlen für Geschütze und Glocken, welche nach damaligem Kriegsgebrauche dem Sieger gehörten. Die Plünderung unterblieb trotzdem nicht. Von da ab hatte Göttingen fast sechs Jahre lang ununterbrochen kaiserliche Truppen im Quartier. Das kostete noch 500 000 Thaler. Dazu befand sich Göttingen fortgesetzt im Belagerungszustände. Beständig hielten umherreitende Söldner Wache in den Straßen, damit nicht zwei oder drei miteinander redeten. Nicht einmal Licht durfte des Abends in den Häusern sein, sonst wurde sofort durch die Fenster geschossen. 39. Kriegselend iw Fürstentum Göttingen. 1. Von dem Elend, welches der dreißigjährige Krieg in unsere Gegend brachte, erzählen die folgenden Berichte. Herzog Friedrich Ulrich schrieb an den Kaiser: „Durch Tilly, der wider Erwarten feindselig in mein Land eingefallen ist, sind die wehrlosen Leute in ihren Häusern, auf Wegen, im Walde und im Felde überfallen und mit Weib und Kind erbärmlich niedergehauen; weder Kindbetterinnen noch Säuglinge haben Schonung gefunden; man hat die aufgegriffenen Pfarrer erschlagen, die Bewohner der Siechenhänser gemordet, Fraueu die Zunge aus-geriffeu oder aufgespaltet, Männern härene Stricke um den Kopf gewunden und mächtig zugezogen, um durch Marter das Geständnis versteckten Geldes zu erpressen. Ämter und Klöster, Städte, Schlösser, Flecken und Dörfer sind ausgeplündert, die Kirchen geschändet. Lebensmittel, welche man nicht mitschleppen konnte, hat Man in den Kot gestampft, Fässern den Boden eingeschlagen, Kelche und Monstranzen
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