Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 2 - S. 21

1887 - Hannover : Helwing
Religion der Germanen. 21 vergangen; dann ziert sie dieselben mit lieblichem Grün und schmückt die ganze Erde. Wo aber im Verborgenen der Erde ein Frevel verübt worden, da mag die Göttin nicht weilen: unnatürlich und verkrüppelt erscheinen dort Pflanzen und Tiere. Auf allen Bergen und Hügeln erheben sich große Holzstöße von Eichen, Erlen, Vogelbeeren, die dem Donar geheiligt sind, und hoch flammt ihm zu Ehren das Feuer auf. Geweihte Ziegenböcke, mit frischem Grün bekränzt, werden im Kreise herum geführt und dann auf dem platten Opferstein geschlachtet. Das Blut rinnt in die Grube, und nachdem der Priester laut gebetet, sprengt er das Blut gegen die heilige Eiche des Donnergottes. Dann besprengt er das Volk zum Zeichen, daß alle bereit seien, mit ihrem Blut die Gottheit zu versöhnen. An den heiligen Baum hängt der Priester die Häupter der Böcke, das Fleisch wird in großen Kesseln auf dem Feuer gebraten. Das Volk tanzt jubelnd um das Feuer. Dann verteilt der Priester die Stücke unter die Menge. Eine große Kufe Bier wird unter die Eiche gestellt; alle schmausen und trinken der Götter Minne. Wenn das Osterfest vergangen, dann läßt Freia, die liebliche Göttin des Frühlings, die köstlichen Blumen wachsen. Linde Lüfte wehen, und süßer Duft erfüllt die Luft. Da werden die Herzen aller Sterblichen beseligt, zumal wenn Freia der Nachtigall die sehnsüchtigen Klagen nach ihrem Gemahl eingiebt. Ihr zu Ehren wird das Sommer- oder Maifest gefeiert auf blumiger Au oder im Rosengarten. Der Festplatz und alle Wohnungen sind mit Maien geschmückt. Am fröhlichen Reigentanz ergötzt sich die Jugend, heitere Lieder wechseln mit wehmütigen. Das große Ernte- oder Herbstfest wurde im Herbste zu Ehren Wodans gefeiert, der Felder und Bäume mit nährender Frucht, die Rebe mit erquickendem Wein und den Viehstand mit Wachstum und Gedeihen gesegnet hat. Dafür wird ihm ein Opferfeuer entzündet, in welchem man auserlesene Garben verbrennt; die flammenden Holzbrände trägt man unter Gebeten auf die Äcker, um sie aufs neue fruchtbar zu machen und gegen Winderfchäden zu sichern. Auserlesene Rinder, Eber und Gänse werden geopfert, und bei der gemeinsamen Mahlzeit trinkt man Wodans Minne. Zur Zeit der Wintersonnenwende, wenn Fro mit der belebenden Sonne sich der Erde wieder nähern will, wird ihm zu Ehren das Julsest gefeiert. Der erste Wintermonat ist ihm geweiht, besonders aber wird er geehrt in den zwölf geweihten Nächten. In jedem Haufe ist für dies Fest ein Opfertier, ein weißer Eber, herangefüttert worden. Seine Borsten werden vergoldet. Am Nachmittage des Hauptfesttages wird in allen Wohnungen das Feuer gelöscht. Die ganze Gemeinde zieht hinaus auf die Wiese. Ein starker Eichenpfahl wird in die Erde geschlagen, ein Loch eingebohrt und in dies Loch die Achse eines neuen Rades eingelassen. Rad aber heißt Jul, und darum heißt das Fest auch Julfest. Das Rad hat neun Speichen, die mit Stroh umwickelt sind. Stricke werden an den Speichen befestigt, die neun schönsten Jünglinge und Jungfrauen des Dorfes drehen nun unter Gesang und Harfenklang schnell das Rad von Ost nach West, so wie die Sonne läuft, bis die Achse sich entzündet und das Stroh Feuer fängt. Lauter Jubel begrüßt das Julfeuer; alle stecken ihre Fackeln an dem Rade in Brand, tragen die heilige Flamme in die Häuser und entzünden dort auf dem Herde den Julkloben für das künftige Jahr. Denn ein ganzes Jahr brennt das Herdfeuer von diesem Brande; auch nachts glimmt es unter
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer