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1. Teil 2 - S. 22

1887 - Hannover : Helwing
22 Alte Zeit. der Asche fort. Wie so am Julfest die Flamme durch Menschenmacht gezwungen wird, aus dem toten Holz hervorzubrechen, so wird es auch sicher der Macht Fros gelingen, sie in dem verlöschenden Tagesgestirn wieder zu erregen; neun Monate lang wird die Sonne siegreich wieder strahlen. Die Asche des Feuers wird aus die Felder gestreut und in die Krippen der Tiere, der Rauch durchzieht die Obstbäume und Fischernetze; denn aller Fruchtbarkeit Ansang ist das neue Sonnenfeuer. Am Julabend aber sitzt die ganze Familie daheim. Über dem Julblock wird der heilige Eber gebraten, die vergoldeten Borsten empfangen die Hausgenossen als Geschenke. Der Hausherr legt seine Rechte auf des Opfertieres Haupt und schwört, dem Hause treu vorzustehen, der Hausfrau, den Kindern, dem Gesinde gerecht und milde zu sein. Dann schwören ihm Weib, Kind und Gesinde Treue, Liebe und Gehorsam. Darauf kreiset der Metbecher, und fröhliche Gespräche beginnen. Nun wird der Braten aufgetragen mit Kohl und Backwerk: der Eberkopf ist mit Rosmarin bekränzt. Die Fest-feier dauert zwölf Tage, denn so lange zögert die Sonne, höher zu steigen. In den zwölf Nächten hält Frigg oder Frau Holde ihren Umzug und besichtigt die Haushaltungen, segnet fleißige Hausfrauen und Mädchen und schickt den trägen Ungemach. Wenn aber in einer Gemeinde eine Viehseuche ausgebrochen war oder drohte, wurden sämtliche Feuer des Ortes gelöscht und mit dem Rade ein Notfeuer entzündet, durch welches dann zuerst die Schweine, darauf die Kühe und zuletzt die Pferde getrieben wurden. An die Stelle der heidnischen Feste traten später christliche. Das Osterfest fällt mit dem Feste der Frühlingsgöttin Ostara zusammen, das Weihnachtsfest mit dem Julfeste, das Michaelisfest mit dem Herbstopferfeste, das Johannissest mit dem Feste der Sommersonnenwende. An mancher heidnischen Opferstätte steht heute eine christliche Kirche, und manche Gebräuche erinnern noch an jene heidnischen Feste. Osterfeuer, Ostereier, Osterhasen — die beiden letzteren als Sinnbilder der wiederkehrenden Fruchtbarkeit der Erde — sind auf das Fest der Ostara zurückzuführen, der Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern auf das Julfest; das Bekränzen der Häuser zu Pfingsten, das Ausrichten des Maibaums, sowie der sog. Brautpfad zu Himmelfahrt (in Ostfriesland) erklären sich als Hochzeitsschmuck für die Vermählung des Himmels (der Sonne) mit der Erde nach dem harten Kampfe zwischen Sommer und Winter. *) *) Die hier dargestellte „Religion der Germanen" giebt zunächst die religiösen Anschauungen der Germanen des skandinavischen Nordens wieder. Dort hielt sich das Heidentum Jahrhunderte länger als in Deutschland und wurde von den Skalden (Sängern) immer herrlicher ausgebildet. Gedichte dieser Art sind die beiden Edden, die im 12. und 13. Jahrhundert gesammelt sind. Wie weit die Deutschen den religiösen Vorstellungen ihrer nordischen Brüder gefolgt sind, läßt sich nicht mehr nachweisen. (Vgl. Simrock, Mythologie.)
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