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1. Teil 2 - S. 47

1887 - Hannover : Helwing
Gründung des Frankenreichs durch Chlodwig. 47 eines römischen Patricius. In der Kirche, vor dem Grabe des heiligen Martin, bekleidete er sich mit der purpurnen Toga und setzte sich die Krone aufs Haupt. So geschmückt, trat er unter das Volk. Jetzt erst betrachteten ihn die besiegten Gallier als ihren rechtmäßigen König, und auch den Franken erschien er im Lichte höherer Würde. „War die Ungleichheit des Glaubens hauptsächlich die Schwäche des Burgunder-, Goten- und Vandalenreichs, so wurde die Einheit des Bekenntnisses die Stärke des sränkischen Reichs; sie sicherte den errungenen Besitz und führte von Eroberungen zu Eroberungen." Als Chlodwig so Gallien im Osten bis an die Rhone, im Süden bis an die ©aronne erobert hatte, suchte er durch grausame Ermordung aller fränkischen Stammeshäupter die Herrschaft über das ganze Frankreich sich und seinen Nachkommen zusichern. Dem Sohne des Siegbert von Köln schrieb er: „Dein Vater ist lahm und zu alt, um noch König zu sein." Der Sohn ließ infolgedessen den Vater ermorden, als dieser auf einer Jagd im Walde Mittagsruhe hielt. Als der Mörder aber den Gesandten Chlodwigs die gewonnenen Schätze zeigen wollte und sich beim Öffnen des Kastens bückte, erschlug ihn einer der Franken hinterrücks mit der Streitaxt. Dann sprach Chlodwig zum Volke: „Meines Vetters Sohn hat seinen Vater durch Meuchelmörder umbringen lassen und jetzt selbst — durch wen, weiß ich nicht — den verdienten Lohn gefunden. Es ist sündhaft, das Blut seiner Verwandten zu vergießen. Wendet euch zu mir und begebt euch in meinen Schutz." Da erwählte ihn das Volk zum Könige. Ein Frankenfürst hatte Chlodwig nicht gegen die Römer geholfen. Jetzt ließ dieser ihm und seinem Sohne die Haare scheren und machte beide zu Geistlichen. Der Sohn sprach zum Vater: „Das Laub ist abgestreift, aber das Holz noch grün und kann zum Verderben jenes wieder Blatter treiben." Da ließ Chlodwig beide hinrichten und nahm ihr Land in Besitz. Ein anderer Frankenfürst war wegen seiner Schwelgerei bei seinen Unterthanen verhaßt. Chlodwig bestach einige aus dessen Gefolge durch eherne Waffenringe und Wehrgehenke, die er für goldene ausgab. Da führten sie ihren Herrn gebunden vor Chlodwig; dieser rief aus: „Wie hast du unser Geschlecht so tief erniedrigen können, dich binden zu lassen? besser der Tod!" und mit der Streitaxt spaltete er ihm den Kops. Dann schlug er auch des Königs Bruder mit den Worten nieder: „Hättest du deinem Bruder geholfen, so wäre er nicht gebunden worden!" Zu den Rittern aber sprach er: „Für eure falschen Thaten gebührt euch falsches Geld. Freut euch, daß ich euch für euren Verrat nicht hinrichten laste!" Als er feine ganze Familie ausgerottet hatte, hörte man ihn oft klagen, daß er freudlos und allein stünde. Er that es aber nur, um den, der sich etwa zeigen werde, gleichfalls zu ermorden. Dennoch sagt der alte Geschichtsschreiber der Franken, Bischof Gregor von Tours: „So fällte Gott täglich seine Feinde unter seiner Hand, darum, daß er mit rechtem Herzen vor ihm wandelte und that, was seinen Augen wohlgefiel." Chlodwig genoß die Früchte seiner Frevelthaten nicht lange. Er starb schon 511 in seiner Hauptstadt Paris, erst 45 Jahre alt. c. Ausbreitung und Einrichtung des fränkischen Reiches. Nach Chlodwigs Tode wurde sein Reich nach Frankenart unter seine vier Söhne geteilt; aber trotz der Teilung galt es als ein ganzes, und die Söhne vollbrachten ihre Eroberungen gemeinschaftlich. Schon 534
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