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1. Teil 2 - S. 79

1887 - Hannover : Helwing
Karl der Große. 79 der Mündung der Weser bis in die Gegend von Norden, also auch über den Nordosten Ostfrieslands. 802 wurde Liudger das in Westfalen eingerichtete Bistum Münster übertragen; doch behielt er auch die ihm von Karl früher zuerteilten friesischen Gaue, unter anderen auch den südwestlichen Teil des heutigen Ostfrieslands. Während so das große Reich im Norden nach langen Kämpfen zur Ruhe kam, gährte es im Südosten desselben. Nur Bayern noch hatte in Tassilo einen Herzog an seiner Spitze. Er stand in aufrührerischer Verbindung mit dem Longobarden Arichis, dem er verschwägert war. Als er sich mit den Karl feindlichen Avaren vereinigte, wurde seine Herzogsgewalt, die letzte im Frankenreiche, aufgehoben und er selbst, nachdem ihm Karl die Todesstrafe erlassen, ins Kloster geschickt; auch Bayern wurde jetzt, wie die übrigen Teile des Frankenreichs regiert. Weiter südöstlich saßen die finnisch-türkischen Avaren, die von ihren Sitzen in Ungarn aus Deutschland und Italien verheerten. Sie hatten ihr Land, das schon von Natur an vielen Stellen unzugänglich war, durch Hecken, Pfahlwerk und Gräben noch mehr befestigt und in demselben neun Ringe oder Umpfählungen angelegt, innerhalb deren die Wohnungen so verteilt waren, daß der Klang der Trompete von der einen zu der anderen reichte. Sieben Feldzüße mußte Karl gegen sie unternehmen, und jedesmal entriß er ihnen einen Teil der unermeßlichen Beute, die sie aus den verschiedenen Ländern zusammengeraubt hatten. Aus dem Lande zwischen Enns und Raab bildete er die a v a r i s ch e Mark, die der erste Keim zu dem östreichischen Staate geworden ist. Den letzten bedeutenden Feldzug machte Karl gegen die Normannen in Dänemark, Schweden und Norwegen, ein Volk deutscher Abkunft, das schon damals durch seine Seeräubereien der Schrecken aller Küstenbewohner war. Sie mußten die Eider als Grenze anerkennen. (811.) So erstreckte sich Karls Reich von der Eider bis zum Garigliano, von der Elbe und Theiß bis zum Ebro; es umschloß alle germanischen Stämme, ausgenommen die Normannen und Angelsachsen. Nicht nur waren in diesem neuen Weltreich alle weltlichen Gewalten dem neuen Herrscher dienstbar, sondern es erkannte denselben auch unweigerlich die gesamte Geistlichkeit als ihr Oberhaupt an. Was Jahrhunderten unmöglich erschienen war, Karl hatte es erreicht: die innern deutschen Stämme waren unter eine Herrschaft gebracht und zugleich die wichtigsten Länder des weströmischen Reiches unter seinem Scepter vereinigt. Der Kampf, der Gegensatz zwischen Germanen und Romanen schien ausgeglichen, weil ein Reich und eine Kirche beide umfing. c. Seme Kaiserkrömmg. Und gerade zu dieser Zeit, als die abendländische Herrscherwürde sich zu einer wahrhaft kaiserlichen erhob, geriet die kaiserliche Würde des Morgenlandes in völlige Mißachtung der Völker; denn eben damals bestieg gegen alles Recht die Kaiserin Irene den Thron, nachdem sie ihren eigenen Sohn, den Thronerben, durch Blendung von der Regierung ausgeschlossen hatte. Sie bedeckte dadurch den kaiserlichen Namen mit unsäglicher Schande. Diese Vorgänge wurden dem Papste maßgebend für seine Stellung zum oströmischen Reich: er mußte
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