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1. Teil 2 - S. 90

1887 - Hannover : Helwing
öereüs wieder durchgesetzt hatte; auch hier entwickelte sich die fränkischromanische Nation bestimmter als bei der Verbindung mit germanischen Völkern. Die natürlichen Stammesunterschiede von früher traten in ihrer alten Schroffheit nicht wieder hervor. Während aber im West-reiche das Lehnswesen die Freiheit des niederen Mannes erstickte und alle niederen Kreise in Abhängigkeit von mächtigen Lehnsfürsten brachte, hatte im Ostreiche die Gemeinfreiheit stärkere Wurzeln, und der König konnte noch die Streitmacht der Masse unmittelbar aufbieten. Dadurch lag für die nächste Zeit die überlegene Kraft in Ludwigs des Deutschen Händen. Lothars Reich war zu längerem Bestände zu schwach und gebrechlich, trotzdem die alten Hauptstädte Rom und Aachen ihm zugehörten; es bestand fast zu gleichen Teilen aus romanischen und germanischen Elementen ohne nationalen Zusammenhang. Lothar teilte vor seinem Ende (855) sein Reich unter seine drei Söhne. Ludwig Xi. überlebte seine Brüder, die ohne Erben starben. Aber er konnte nicht verhindern, daß seine Oheime über sein Reich herfielen und es teilten. Im Vertrage zu Meerfen bei Mastricht (870) wurde die Grenze, wo die welsche und deutsche Sprache sich schieden, auch die Landesgrenze zwischen Frankreich und Deutschland. c. Hebung des Papsttums; Sinken der Kaisermacht; die Normannen. Wahrend das Kaisertum von seiner Höhe sank und der kaiserliche Name seinen heiligen Klang verlor, versuchte es der Papst zum erstenmal, an Stelle der abnehmenden weltlichen Macht die getrennten Staaten des Abendlandes unter Roms geistliche Herrschaft zu bringen. Die erste Anregung hierzu ging nicht vom Papste, sondern von Westfranken aus, wo ein betrügerisches Machwerk, die (Pseudo-) Isi dorischen Dekretalien (um 850) das Papsttum zu einer Höhe brachten, die allen früheren Zeiten fremd war. Dieses Schriftstück enthielt angeblich Beschlüsse alter Kirchenversammlungen, daneben aber etwa hundert untergeschobene päpstliche Schreiben, deren Sammlung betrügerischer Weise dem Bischof Jsidorus von Sevilla zugeschrieben wurde. Diese Dekretalien gaben dem Papste ein unbeschränktes Ansehen über alle anderen Bischöfe und stellten die geistliche Macht als von der weltlichen völlig unabhängig dar. Der Papst allein sollte eine allgemeine Synode berufen können; alle Synodalbeschlüsse bedurften seiner Bestätigung; er allein wollte in allen wichtigen Kirchensachen entscheiden, Bistümer errichten und Bischöfe versetzen. Die Forderungen der Jsidorischen Dekretalien nahmen hierdurch die wichtigsten Rechte der Könige für den Papst in Anspruch. Der Verfasser des Trugwerkes wollte die Weltherrschaft der Kirche anbahnen, es sollte ein päpstliches Kaisertum aufgebaut werden, in welchem in vieler Hinsicht die weltlichen Einrichtungen Karls des Großen vorbildlich wurden. Um diese Zeit saß auf dem Stuhle Petri Nikolaus I., einer der kühnsten und klügsten Priester aller Zeiten. Er zuerst berief sich offen auf Isidor und brachte allen Widerspruch gegen die Dekretalien zum Schweigen, so daß dieselben bis zum Ende des Mittelalters für echt gegolten haben. Der Papst beeilte sich, der Welt zu zeigen, daß ihm die
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