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1. Teil 2 - S. 210

1887 - Hannover : Helwing
210 Mittlere 3eit. große Geldsummen erreichte es Karl Iv., daß noch bei seinen Lebzeiten sein Sohn Wenzel zu seinem Nachfolger bestimmt wurde. Für Deutschland war die Zeit Karls Iv. eine recht trübe; überall herrschte Fehde und Unordnung; von Osten her droheten die Türken in Europa einzufallen ; die Kirche war gespalten (6. 211), und dazu suchte (1348—1350) eine furchtbare Pest, der schwarze Tod, ganz Europa heim. Sie war auf genuesischen Schiffen aus Asien eingeschleppt worden; kein Mittel vermochte gegen sie zu schützen. Die scheinbar kräftigsten und gesundesten Männer fielen auf der Straße oder bei der Arbeit tot nieder; Soldaten sanken auf ihren Posten um; ja es kam vor, daß diejenigen, welche einen Toten bestatteten, ihm in das offene Grab tot nachstürzten. In manchen Dörfern blieb kein Einwohner am Leben; in Straßburg allein starben 16 000 Menschen. Da wurden vieler Herzen Gedanken offenbar. Während der Leichtsinn von den irdischen Freuden noch möglichst viel zu genießen suchte, war die Selbstsucht nur für die eigene Rettung besorgt; die heiligsten Bande der Sitte und der Familie lösten sich. Daneben machte sich der entsetzlichste Aberglaube breit; die ganze Schuld der furchtbaren Pest schob man den Juden zu: sie sollten die Brunnen vergiftet haben. Deshalb wurden viele derselben getötet, besonders die reichen. Auf dem Judenkirchhofe zu Straßburg wurde an einem Tage eine ganze Anzahl derselben hingemordet; dann wurden alle Pfanbbriefe, welche sie besaßen, den Schuldnern zurückgegeben, und ihr bares Geld verteilte man unter die dortigen Handwerker (1349). Ernstere Menschen sahen in der Seuche ein göttliches Strafgericht für die Sünde der Welt und suchten dasselbe durch strenge Buße von sich abzuwenden. Scharen von Geißlern oder Flagellanten, die vor dem Hute ein rotes Kreuz trugen, durchzogen mit Fahnen und ernsten Gesängen das Land. Unter Glockengeläute zogen sie in die Ortschaft ein, gingen in die Kirche und fangen Buß- und Bittlieder. Dann zogen sie vor den Ort oder auf den Kirchhof, entblößten ihren Oberkörper, bekannten dem Geißelmeister ihre Hauptsünden und geißelten sich mit Riemen, an deren Enden mit Nadelspitzen versehene Kugeln befestigt waren. Das Volk aber, welches dabei stand, weinte in stiller Andacht. Ein halbes Jahrhundert währte diese Bewegung der Geißler; dann hörte sie von selbst auf, teils würde sie wegen vielfach bei berfelben vorgekommener Unorbnungen von der Obrigkeit und der Kirche unterbrückt. b. Wenzel (1378—1400) und Ruprecht voll der Pfalz (1400—1410). Wenzel vermochte ebenso wenig wie sein Vater die Ruhe im Reiche herzustellen; besonders wurde der Süden Deutschlands von Bürgerkriegen zerrissen. Der schwäbische Städtebund führte erbitterte Kämpfe mit den Rittern, besonders mit Eberhard dem Greiner und seinem Sohne Ulrich; die Schweizer Städte verteidigten ihre Freiheit siegreich gegen Leopold Iii. von Östreich in der Schlacht bei Sempach (1386), in welcher Arnold von Winkelried der Sage nach den Seinen eine Gasse durch die Speere der Feinde bahnte. Wenzel kümmerte stch zuletzt weder um Böhmen noch um Deutschland, sondern lebte fast nur noch den Freuden der Jagd. Da setzten ihn 1400 die vier rheinischen Kurfürsten ab und wählten'aus ihrer Mitte Ruprecht von der Pfalz, einen Wittelsbacher, der aber nie zu Ansehen im Reiche gelangt ist. Als er 1410 starb, bewarben sich drei Fürsten um die deutsche Krone: Wenzel,
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