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1. Teil 2 - S. 213

1887 - Hannover : Helwing
Kaiser Sigismund. 213 Turniers flüchtete er in Ritterkleidung und unter Beistand des Herzogs Friedrich von Östreich nach Schaffhausen. Er hoffte dadurch das Konzil aufzulösen und seine Macht beizubehalten. Als seine Flucht in Konstanz bekannt wurde, entstand allgemeine Bestürzung, und mehrere italienische Geistliche machten sich schon reisefertig. Da ritt Sigismund durch die Straßen, beruhigte das Volk und sagte, das Konzil solle unter seinem Schutze fortgesetzt werden. Die Kirchenväter aus Deutschland, England und Frankreich erklärten unter Vorsitz des Kaisers: da das Konzil seine Gewalt unmittelbar von Christus habe, also über dem Papste sei, so sollten seine Beschlüsse auch ohne päpstliche Bestätigung die Kirche einigen und reformieren. Friedrich von Ostreich ward in die Reichsacht und in den Bann gethan, und Burggraf Friedrich von Nürnberg besetzte mit dem Reichsheer dessen Länder. Der Papst Johann ward der ärgsten Verbrechen angeklagt und für abgesetzt erklärt. Bald fiel er in die Gewalt des Kaisers und ward gefangen gesetzt. Nicht lange nach seiner Freilassung (1418) starb er. . Jetzt ward über Hus Gericht gehalten (s. unten!); dann setzte Sigismund das Werk der Kircheneinigung fort. Gregor Xii. verzichtete bereitwillig auf seine Würde; aber Benedikt Xiii. in Spanien weigerte sich hartnäckig. Sigismund unternahm selber eine nicht ungefährliche Reise nach Spanien und erreichte, daß die Spanier den von ihnen unterstützten Papst fallen ließen, das Konstanzer Konzil anerkannten und als fünfte Nation beschickten. Teils um die Zwecke des Konzils zu fördern, teils um zwischen Frankreich und England einen Frieden zu vermitteln, besuchte Sigismund auch noch Paris und London und kehrte erst 1417 nach Konstanz zurück, wo die Arbeiten des Konzils, ohne weltliches und geistliches Oberhaupt, wenig weiter gekommen waren. Benedikt wurde nun für abgesetzt erklärt; so war also die unheilvolle Trennung der Kirche beseitigt. Die Deutschen wollten nun zunächst die Reformation der Kirche in ihren Gliedern vornehmen; die übrigen Nationen dagegen, besonders die Italiener, wollten zunächst einen neuen Papst wählen. Sigismund mußte nachgeben, und so wurde ein Italiener unter dem Namen Martin V. auf den päpstlichen Stuhl erhoben. Er war ein feingebildeter, schlauer Mann und durchaus nicht geneigt, die päpstliche Macht in irgend welcher Weise einschränken zu lassen. Geschickt wich er allen Verbesserungsanträgen aus und schloß mit den Nationen einzeln Verträge (Konkordate), in denen er ihnen Abstellung der schreiendsten Mißbrauche verhieß. Als in Konstanz eine Seuche ausbrach, benutzte er dies als willkommenen Vorwand, das Konzil aufzulösen. Johann Hus. So hatte also das unter so großen Erwartungen eröffnete Konzil kaum einen anderen nennenswerten Erfolg gehabt, als der Kirche wieder ein gemeinsames Oberhaupt gegeben zu haben; die Reformation der Kirche war vollständig gescheitert, und die Verurteilung des Johann Hus brachte über das deutsche Reich nur Verwüstung und Schrecken. Johann Hus war (1369) zu Hussinetz in Böhmen geboren und zu Prag gebildet, wo er später Lehrer an der Universität wurde. Da er zugleich Prediger an einer Kirche Prags war, hatte er Gelegenheit, zu dem Volke zu reden. Durch
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