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1. Teil 2 - S. 234

1887 - Hannover : Helwing
234 Mittlere Zeit. Spanien erregte die dem Entdecker widerfahrene Schmach den höchsten Unwillen; der König befahl sofort, ihm die Ketten abzunehmen, und sandte ihm eine große Geldsumme, damit Kolumbus sich standesgemäß kleiden könne; als dieser vor dem Throne erschien, konnte er vor Bewegung kein Wort sprechen. Wenn er aber auch bei dieser Geleaenbeit sowie in Zukunft stets mit Auszeichnung behandelt wurde, so ging doch fern sehnlichster Wunjch, daß er in die ihm versprochenen Hoheitsrechte über die neue Welt wieder eingesetzt werden möchte, nicht in Erfüllung Zunächst wurde ein Spanier nach Haiti gesandt, der dort wieder geordnete Verhältnisse herbeiführte und Bobadilla sowie die Aufrührer nach Spanien zurückschickte. Kolumbus erbot sich, eine neue große Entdeckungsreise gegen Westen anzutreten. Der König ging darauf gern ein; auch gab' er ihm von neuem die Versicherung, daß ihm und seinen Kindern' alle verbrieften Rechte unverkürzt erhalten bleiben sollten. So ging Kolumbus auf seine viert ^Entdeckungsreise. Der Statthalter von Haiti wollte ihm nicht einmal gestatten, vor einem herannahenden Orkane in dem Hafen von St. Domingo Schutz zu suchen. Der hart geprüfte Mann wußte aber feine vier Schiffe doch an einer geschützten Stelle zu bergen; während die von dem Statthalter nach Spanien abgesandte Flotte von 20 Schiffen samt Bobadilla und den Aufrührern bis auf das einzige Schiff vernichtet wurde, welches das Vermögen und die Papiere des Kolumbus trug! Dieser bemühte sich vergebens, eine westliche Durchfahrt längs der Landenge von Panama zu finden. Nach Verlust zweier schiffe, nach vielen Gefahren und Krankheiten scheiterte er mit den beiden ihm noch gebliebenen, aber vom Wurm zerfressenen Schiffen an der Küste von Jamaika. Glücklicherweise zeigten sich die Bewohner der Küste menschenfreundlich und lieferten gegen europäische Waren Lebensmittel; aber auf die Dauer konnten sich die Spanier dort nicht halten. Da erboten sich zwei kühne Spanier, mit zwei Böten von je sechs Spaniern und zehn indianischen Ruderern nach Haiti zu fahren und den dortigen Statthalter um Hülfe zu bitten. Das kühne Wagnis gelang. Aber der Statthalter von Haiti ließ sich aus Argwohn erst nach Monaten erbitten, ein Schiff auszusenden, nicht, um Kolumbus und dessen Leute zu retten, sondern um dessen Lage auszukundschaften. Dieser befand sich indes in einer verzweifelten Lage: die Indianer verweigerten die fernere Lieferung von Lebensmitteln, und unter seinen Leuten entstand eine gefährliche Meuterei. Da in der höchsten Not trafen die nach Haiti gesandten Genossen noch rechtzeitig mit einem gekauften Schiffe ein, und so gelangte Kolumbus mit den Seinen glücklich nach St. Domingo. Gekränkt durch die ihm von dem Statthalter zu teil gewordene Behandlung, niedergedrückt durch den Verlust aller Schiffe, welche er von Spanien mitgenommen, siech am Körper und am Geist kam der verdienstvolle Mann von seiner letzten Reise zurück: niemand kümmerte sich um die Heimkehr des armen Schiffbrüchigen. Er hatte in Spanien nur noch wenige Freunde, und seine beste Freundin, die Königin, starb bald nach seiner Rückkehr; der König aber vernachlässigte ihn und hielt
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